Kurzgefasste Geschichte
Der Kärnthnerischen Linie des Hauses Rosenberg
Mit Erwähnung der Quellen denen diese Geschichte entschöpft
ist,
nebst mehreren Beilagen
zusamm[en] getragen
von Ferdinand Fürsten v. Ursini und Rosenberg
Inhalt
Rosenberge Kärnthnerischen [= kärnthnerischer] Linie
[Die Seitenzahlen beziehen sich auf die originale Paginierung des 1. Teils]
d[ett]o d[ett]o d[ett]o 61 Gottraud Gräfin d[ett]o d[ett]o 62 Maria Sidonia d[ett]o d[ett]o d[ett]o 62 Anna Beatrix d[ett]o d[ett]o d[ett]o 62 Joseph Paris Graf d[ett]o d[ett]o 62 Franz Andreas detto d[ett]o d[ett]o 65 Maria Ernestine Gräfin v: Ursini und Rosenberg 67 Marianna d[ett]o d[ett]o d[ett]o 67 Karl Joseph Graf d[ett]o d[ett]o 67 Philipp Joseph d[ett]o d[ett]o d[ett]o 70 Leopold Anton d[ett]o d[ett]o d[ett]o 76 Maria Ernestine Gräfin d[ett]o d[ett]o 76 Maria Antonia Gräfin d[ett]o d[ett]o 76 Marie Gabrielle d[ett]o d[ett]o d[ett]o 76 Wolfgang Sigismund Graf d[ett]o d[ett]o 76 Maria Franziska Gräfin d[ett]o d[ett]o 80 Maria Anna d[ett]o d[ett]o d[ett]o 80 Maria Antonia d[ett]o d[ett]o d[ett]o 81 Maria Ernestine d[ett]o d[ett]o d[ett]o 81 Vinzenz Fererius Graf d[ett]o d[ett]o 81 Luisa Gräfin d[ett]o d[ett]o 89 Maria Charlotte Gräfin d[ett]o d[ett]o 89 Franz Xaver Fürst [von] Ursini [und] Rosenberg 90 Wolfgang Philipp Graf d[ett]o d[ett]o 98 Franz Seraph:[ikus] Fürst d[ett]o d[ett]o 99 Leopold Graf d[ett]o d[ett]o 116 Vinzenz d[ett]o d[ett]o d[ett]o 120 Maria Philippine Gräfin d[ett]o d[ett]o 122 Maria Gabrielle d[ett]o d[ett]o d[ett]o 122 Maria Dominika d[ett]o d[ett]o d[ett]o 122 Maria Zäzilia d[ett]o d[ett]o d[ett]o 123 Maria Seraphine Gräfin d[ett]o d[ett]o 123 Vinzenz Graf von Ursini u. Rosenberg 124 Ferdinand Fürst d[ett]o d[ett]o 125 Franz Xaver Graf d[ett]o d[ett]o 151 Friedrich d[ett]o d[ett]o d[ett]o 151 Joseph d[ett]o d[ett]o d[ett]o 167 Maria Therese Gräfinn von Ursini und Rosenberg 179 Manfred, Graf von Ursini und Rosenberg 189 [Sagen, Berichte, Erzählungen] [chronologische Geschichtstafel]Seite Vitellus Ursini 1 Vitellus Ursini v: Rosenberg 1 Heinrich Ursini v: Rosenberg 1 Kristian detto detto 2 Heinrich Urban d[ett]o 2 Kristoph v= Rosenberg 3 Heinrich detto 3 Herklein detto 4 Hermann detto 4 Udalrich detto 5 Albl detto 5 Albl detto 5 Heinrich detto 5 Wilhelm detto 6 Georg detto 6 Ulrich detto 6 Johann detto 6 Leo detto 6 Rudolf detto 6 Herkules detto 6 Kristoph detto 7 Wülfnig detto 7 Fridrich detto 8 Peter detto 9 Georg v. Rosenberg 12 Udalrich detto 12 Georg detto 12 Karl Konrad d[ett]o 13 Maximilian d[ett]o 13 Paul d[ett]o 14 Sigismund d[ett]o 14 Sebastian d[ett]o 15 Sophie d[ett]o 16 Helena d[ett]o 16 Georg Kristoph d[ett]o 16 Ulrich d[ett]o 20 Salome d[ett]o 21 Dorothea d[ett]o 22 Andreas d[ett]o 22 Johann Andreas Graf v Rosenberg 24 Georg Nikolaus Graf v Ursini und Rosenberg 39 Wolfgang Andreas d[ett]o d[ett]o d[ett]o 43 Johann Fridrich d[ett]o d[ett]o d[ett]o 58 Leopold Joseph d[ett]o d[ett]o d[ett]o 59 Georg Heinrich
Romantische und andere
Erzählungen die Kärnthnerische
Linie des Hauses Rosenberg und ihre Fideikomiß=
Besitzungen betreffend.
——————————
Die Hildegardis Kirche beym Schlosse Stein
im untern Drauthale nach einer Sage
Auf des Felsens Zackiger Wand In grauer Zeit Ein Schloß einst stand. Drin wohnt ein Ritter, Grave des Gaues, Und Hildegardis, Das Muster der Frau'n. Tugend und Schönheit Waren ihr Zierde; Sie lebt nur in ihm, Und er nur in ihr. - Da reget sich Lust In des Bruders Brust; Umsonst seyn Begehr, So lieb ihr die Ehr. Drauf mit Argwohn trübt Des Bruders Gemüth, Mit Nattergezisch Begeistert er sie. "Hinab in die Tief! Buhlerinn hinab!" So brüllet der Graf Zur frommen Gespons; Und schleudert sie hin Und ihr nach die Magd. - [Seite 2] Da schwebt' ein Engel Von des Himmels Höh, Geleitet sie sanft, Bethend zum Schöpfer; Zur tosendenGurk Am Fusse des Berg's. Drob staunt der Gatte, Unrecht erkennend. "Verzeih mir, oh Herr, Ich sündigte schwer!" So stöhnte der Graf, der den Pilgerstab nach Palestina Sühnend nun ergreift. Als er nach Jahren heim, Stand im Drave=Thal Ein stattlich Kirchlein Bey der Gattinn Burg, In der Hildegard Gebeth und Wohlthun fromm sich hat geweicht, Allgeehret d'rum. - Da Reue Thränen Ihm geraubt das Licht, So wanket nach Stein Zur Gattinn er hin, Die bald ihn erkannt, Sprechend wie folget: "Verziehen hat Gott, Er giebt Dir das Licht!-" [Seite 3] Und so geschach's; Dem Herrn er dank't, Ihm fromm er dient, Wie sie gewünscht.
Anmerkung: Noch befinden sich Überreste der seelig gesprochenen
Hildigardis in einem Seitenaltar der Steiner=Pfarrkirche verwahrt. Die Burg
ihres Gemahls, von deren Zinnen Sie herab gestürzt wurde, soll sich auf einem
schroffen Felsen des, jener Kirche gegenübergelegenen, Gebürgs befunden haben.
- Der Nonnenstein bei der Veste Stein im Oberdrauthale
Kärnthens, eine Sage Als in grauer Vorzeit die gleichnamigen Herren auf dieser Veste
hausten /: Im Jahr 1334 besassen solche noch die Herren von Stein :/ liebte ein
wackerer, aber armer, Ritter das Fräulein jener Burg, welches von ihrem Vater,
einem rauhen Manne, ob der Armuth des Bewerbers, ungerne gesehen ward. Erfolglos
blieb das Flehen beyder Liebenden - der Burgherr verweigerte seine Einwilligung
zum ehelichen Bund nicht nur, sondern untersagte das fernere Zusammenkommen des
jungen Paares. Nach vielem Widerstreben des Mädchens, wußte ihr Freyer sie
endlich zu bewegen, ihre Einwilligung zur gemeinschaftlichen Flucht [Seite
4] nach Wälschland zu ertheilen. - Es war ihnen bekannt, daß nächtlich ein Burggeist in
Nonnentracht aus der Veste zur Zugbrücke wanderte, d[a]ß diese Brücke auf
ihren Wink, vom Burgwächter stets herab gelassen ward, und daß die Nonne ihre
Wanderung immer bis zu einem, im nahen Walde befindlichen, Stein fortsetzte, auf
welchem sie sich niederließ und endlich bethend verschwand. Diesen Umstand
wollten sie zu ihrer Flucht benützen, das Fräulein sollte Nachts, in
Nonnenkleidung verhüllt, die Burg verlassen, und der Geliebte ihrer außerhalb
der Veste harren. - Noch war die verabredete Stunde nicht eingetreten, da fand
sich der junge Ritter, solche mit Ungeduld erwartend, schon ein. Kaum angelangt,
glaubte er seine Geliebte, verabredeter massen als Nonne gekleidet, zu
erblicken. Hurtig hob er sie hinter sich aufs Pferd, das keuchend den Rückweg
antrat. Plötzlich, als er zum Nonnenstein / dieser Stein soll sich noch im Wald
nächst dem Schlosse Stein befinden / gelangte, fühlt er sich durch Knochen
Hände umklammert, u. erblickt - hu wie schauerts' ihm - einen grinsenden
Todenschädel, der sich seinem Antlitze nähert, während ein Finger jener
Todenhand ihm drohend winkt, worauf die Gestalt [Seite 5]
verschwindet. - Das Burggespenst war es, er sah es nun wohl ein, das ihn warnte
vor Gefahr. Doch Liebe, und Furcht vor Gefahr sind nicht, vollends bei einem
Ritter seiner Zeit nicht, vereinbarlich. Er biegt wieder zur Burg zurück,
findet sein Mädchen als Nonne vermummt, harrend des Geliebten, und schnell fort
mit ihr nach Italiens Fluren. Aermlich, aber bey ihrer Genügsamkeit glücklich,
verflossen ihnen, nachdem sie sich bald nach ihrer Flucht geehlicht hatten,
mehrere Jahre, zwar in trauten Vereine, doch kinderlos. Da vernahme er, der
Vater seines Weibes wolle ihnen vergeben, wenn sie zurück kehren. Wünschend,
seiner geliebten Gattin jenes wohlhabendere Loos zu verschaffen, das ihr Anfangs
von der Natur beschieden war, beschloß er die günstigen Gesinnungen des
Burgherrn von Stein zu benützen, und zurück zu kehren mit der seinigen zu
ihrem heimischen Heerde. - Und so geschah es, ob sie ihm auch vorstellte, wie
ihr Vater keinen Sinn für Verzeihung wirklicher, aber auch nur vermeintlicher,
Beleidigungen habe. Sie kamen heim; der Vater empfing das Ehepaar zwar nicht
zärtlich, aber mit keinem sichtlichen Widerwillen, ja er beschied sogar bald
nach ihrer Ankunft die nachbarlichen Ritter seines Gaues, um durch ein Festmahl
die Vermählung u. Rückkunft seiner Kinder zu feyern. Alles war froh und guter
Dinge, da krendenzt er selbst am Ende des Mahles seinen Kindern einen Pokal, [Seite
6] gefüllt, wie er sagte, mit dem köstlichsten seiner Labe[?]-Trunke,
zur Besieglung der Vergebung und Vergessung des Geschehenen. Umsonst deutete die
liebende Frau: "Trinke nicht", ihr Gatte ergriff den Becher, wähnend
dessen Inhalt sey wirklich der Versöhnung gewiedmet, trank mit Lust, reichte
ihn dann ihr, sie beschwörend, ja des Vaters Söhnungszeichen nicht zu
verschmähen. Alsbald fühlte sie die Wirkung heftigen Giftes. - Wuth, Rache
bemächtigte sich des jungen Ritters; das Schwert seiner Hülle entrissen und
den Wütterich durchbohren, war eins. - Bald machte auch seinem Leben das
genommene Gift ein Ende. ———————————- Die arme Seele, eine Sage bezüglich der St: Markus Kapelle zu Stein im Obern
Drau Thale Kärnthens Rechts vom Altare in der oben Kapelle befindet sich in einer,
durch ein Eisengitter versperten Nische ein Gemählde, welches das Bild einer im
Fegfeuer büssenden Sünderinn vorstellen soll. Vom Ursprung dies Bildes wird
erzählt, d[a]ß einer der Besitzer der Veste Stein aus dem altadelichen
Geschlechte der Freyherrn v. Peverelli, welche diese Burg sammt der zu solcher
gehörigen gleichnamigen Herrschaft im Jahre 1682 an den Grafen Georg Niklas von
Rosenberg verkauften, eine Leibeigne / wie andere erzählen seine Gattin / durch
den Burgvogt lebend [Seite 7] habe einmauern lassen, ungeachtet
ihres Flehens, u. betheuernd ihrer Unschuld, u. zwar, wie man glaubt, wegen
Eifersucht. Bald darauf soll der Schatten der Unglücklichen dem Ritter Nachts
erschienen seyn, wornach er, seine That bereuend, ihr Bild in gedachter Nische
habe befestigen lassen. Erblasse das Bild, so soll die in Sünden Verstorbene
vom Fegfeuer erlößt seyn. Darum bethen die Landleute dortiger Gegend, wenn sie
zur St: Martins=Kapelle wahlfahrten, für die Arme Seele bey jenem Bilde. ———————————- Das Glockengeläute auf der Kapelle der Veste Stein im obern Drauthale Kärnthens, nach einer von dortigen Landleuten erzählten alten Sage Dunkler und stets dunkler wird's auf der Unholden (so heissen
einige sehr hohe Berge an der Oberkärnthnerisch Tyrolerisch. Gränze zwischen
Oberdrauburg u. Lienz) mächtigen Häuptern, die Winde schon brausen, es wogen
die Bäume, wie die vom Sturm bewegten Wellen des Meeres. Blitze beleuchten das,
Thal beherrschende, Stein. Donner umrollen die felsigen Höhen. Geräuschvoll
entsteigen Fluten dem raben schwarzen Himmel, die tosend und scheumend von
Klippe zu Klippe der Drave zuströmen. - Noch tönet kein Glöcklein der Burg,
noch treiben die Hexen, erst auf der Unholden [Seite 8] Grauen erregenden
Gipfel, dann am reissenden Flusse, ihr tolles Gewirre. - Hu, Hu, es hallen die
Hündlein[?] da oben noch nicht, frisch auf, Blitze, Hagel, Wogen vernichtet der
verhaßten Menschenbrut stolz beginnen, vernichtet sie selbst, so krächzet
grinsend die Eine zur Ande[rn]. Sieh ein Lichtlein wird sichtbar in der St.
Martins Kapelle, ein zweytes, der Altar ist erleuchtet zum from[m]en Gebeth. -
Horch es tönet ein Glöklein, es hallet das Andre hoch oben im Thürmlein der
Veste, es klingen die Geweiht[en] harmonsich herab. - Die Hündlein hallen, die
Hündlein hallen! so der Hexen Schaar[?], u. in einem Nu na[ch] Nord und Süd,
nach Ost u. West, mit dem Gewölk zerstieben sie. Erhört ist der Menschen
Flehen, vorüber die Gefahr. - ————————————- Der Schatz Nach einer Sage das Schloß Keutschach betreffend Ach kehre doch wieder, ——————————- Die Erscheinung im Schlosse Welzenegg ———————————— Die Erscheinung des Grafen Philipp Joseph Rosenberg zu Venedig Als Graf Philipp Joseph von Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 70
bis 76) sich als Bothschafter in Venedig befand sann er eines Abends allein in
seinem Schreibzimmer seinen Geschäften nach. Es ward dunkler und immer dunkler
im Gemache - da klopft es plötzlich an seiner Thür er ruft: "Herein
-" Welch schreckenvoller Anblick. - sein zweytes Ich, Er selbst, sich
selbst nahet er. Hilfe, Hilfe vermag er kaum, die Glocke ziehend, zu sagen.
Seine Leute eilen herbey, und verschwunden war das Gesicht. - Bald darauf kehrte
er von Venedig nach Wien zurück, und gab er seinen Geist auf, nachdem er seinen
Sohne jene Schreckens=Szene mitgetheilt hatte. - [Seite 12] —————————— Die Schatzgrabung bey Keutschach Oefters erblickte man Nachts ein Lichtlein, welches einen alten,
nächst dem Schlosse befindlichen, Brunnen umflackerte. Das bedeutet, daß dort
ein Schatz vergraben sey, hieß es bald in der Umgegend. Der damahlige Besitzer
Keutschach's, Graf Vinzenz v= Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 81 bis 89)
entschloß sich an jener Stelle Nachgrabungen unternehmen zu lassen. Schon waren
solche ziemlich tief gediehen, da umwölkte sich der Himmel und ein
fürchterliches Gewitter, verbunden mit Regengüssen, nöthigte die Arbeiter ein
Obdach zu suchen. Als es wieder heller ward, und man wieder zur Schatzsuchung
schritt, wie unangenehm überrascht war man, zu finden, daß jede Spur der
Arbeit verschwunden war. Wie man nach einiger Zeit denselben Versuch
wiederholte, soll das nämliche geschenen seyn, ja eine dritte späterhin statt
gehabte Nachgrabung aus gleichem Grunde eben so wenig erzweckt haben. So
erzählte Graf Vinzenz seinen Söhnen. ——————————— Begebenheit in einem Wallachischen Dorfe Zur Zeit des Krieges, den Kaiser Joseph der II.te gegen die
otomanische Pforte führte, kam Graf Vinzenz von Ursini und Rosenberg (Siehe
Seite 120 bis 122) Offizier in einem Deutschen Linien Infanterie=Regimente, mit [Seite
13] einem Truppenkommando in ein kleines Wallachisches Dorf zu liegen.
Es begann bereits Abend zu werden, als ihm in einer Schenke eine Stube
angewiesen wurde, um in dieser Nachtlager zu halten. Da er sich allein in
solcher befand, druchstöberte er, Ratzen und derley ungebete[ne] Gäste
vermuthend, die Ecken seiner Wohnung. Da fiel sein Blick auch von Ferne unter
die Bettstelle - was bermerkte er! - Schnell wußte er sich zu fassen, ordnete,
ganz gleichgültig scheinend, noch seine Geräthe, verließ, dann mit derselben
Gelassenheit sein Zimmer, versperrte es von Aussen. Schnell war die Wache
geholt, sein Gemach wieder geöffnet, und ein riesiger Wallachischer Räuber
unter dem Bette hervor gezogen. Dieser gestand, er habe sich unbemerkt in's
Haus, dann in die Wohnung zu schleichen gewußt, Willens Nachts mit seinem
ungeheuren, im Gürtel verwahrten, Messer, den im Bette schlafenden Offizier zu
erdolchen, dann sich seines Geldes und Geschmeides zu bemächtigen. - Am
folgenden Tage ward ihm sein Recht[?]. So erzählte Graf Vinzenz öfters seinem
Neffen Ferdinand, der dies schrieb. —————————- Erscheinung dem Grafen Vinzenz Rosenberg zu Wien auf dem
Kapuzinerplatz Im Jahre 1820, es war ein kalter Wintermorgen, Wien war
gleichsam in Schnee gehüllt, noch graute es kaum, da [Seite 14]
pochte man an der Thüre des Grafen Vinzenz von Ursini und Rosenberg (Siehe
Seite 120 bis 122). Der Diener seines ältern Bruders, des Grafen Leopold,
(Siehe Seite 116 bis 120) war es, der ihm die Trauernachricht brachte:
schwächer schlage stets seines Herrn Puls, kaum könne er mehr sprechen, alles
deute auf sein baldiges Lebens=Ende. Darauf Graf Vinzenz: "Geh nur heim,
gleich folge ich." Schnell angekleidet, eilt er dann, betrübten Sinnes,
durch die noch öden Gässen und Plätze Wiens zum Thor des Hauses, in dem der
arme Leopold dem Tod entgegenschritt. Noch war die Thür verschlossen; schon
wollte er schellen, da bemerkte er, d[a]ß bereits Andächtige in der frommen
Väter Kapuziner Kirchlein zum Gottesdienste eilten; Da dachte er: "Besser
und förderlicher für den Leidenden wird's seyn, ich sende noch für ihn, bevor
ich zu ihm gehe, ein kurz' Gebeth zu Gott." Drauf naht er jenem Kirchlein,
will eröffnen dessen Thür - in dem Moment säuselt eine bleiche Gestalt,
seinem Bruder ähnlich, doch nur Aether schien sie mehr, zwischen Kirche und ihm
vorbey, entschwebend bald seinem Blick'. Darauf bethet er kurz und eilet zum
Bruder, fand ihn am Leben nicht mehr. - So erzählte Graf Vinzenz seinem Neffen,
der diese Erzählungen gesammelt! - ——————————— [Seite 15] Die Blätter, nach Erzählung der Landleute bezüglich der St:
Martins=Kapelle in der Veste Stein, obern Drauthales Kärnthens In neuerer Zeit, als die Rosenberge bereits in Besitze der alten
Veste Stein waren, bewohnte solche, als deren Hüther, ein alter Invalide, sehr
Gottesfürchtigen Gemüthes, dessen emsigste Sorgfalt auf Reinhaltung der zwey
Burg=Kapellen gerichtet war, von denen die Obere dem Heiligen Martin, die Untere
dem Heiligen Valentin gewidmet ist. (In Ersterer ist auf dem Gewölbbogen noch
deutlich zu lesen: "des Bau hat gemacht Meister Bartlme Bittler von Mingen
1505) Als er einst vor der St: Martins Kapelle vorbeyschritt, um vom nahen
Brunnen Wasser zu holen, erblickte er mit Verwunderung, ihren Boden mit Blätter
bedeckt. Wie steigerte sich aber sein Erstaunen, als er im Rückwege keine Spur
jener Blätter mehr bemerkte. - Wie einst die frommen Einsiedler, durchlebte
jener wackere alte Soldat seine noch erübrigenden Lebenstage auf Stein, wo er
auch das Zeitliche segnete. - —————————— Die Marien Säule bey Keutschach nach einer Volks=Sage Hier des Werder Sees [Seite 16] ——————————- Die Erscheinung beym alten Ritterschlosse Lerchenau, nach der im Jahre [1]836 erstatteten Erzählung eines alten
103 jährigen Fischers Im Auslaufe des Gebirges Scarbin gegenüber des Schlosses
Grafenst[ein] befindet sich ein Wald, grossen theils Nadelgehölzes, welcher,
jener Herrschaft angehörig, Rinnwald seit langer Zeit genannt wird. In der
Mitte dieses Waldes springt, gleich einem Thurme, ein abgerundeter Fels
bedeutend vor. Auf diesem Vorsprunge stand einst die Veste Lerchena[u], von der
nun mehr sehr geringe [Seite 17] Uiberbleibsel der Fundamente
wahrzunehmen sind, von welcher aber sich, die Rosenberge noch Freyherrn von
Lerchenau schreiben. Vor etwa Hundert Jahren besaß ein Bauer, Namens Weiß,
einen Bauernhof auf der obern Fläche des Skarbins, gerade ober Lerchenau. Er
wirthschaftete schlecht, so daß endlich sein Hab und Gut unter dem eigentlichen
Werth wie es bey derley Verhältnißen oft geschieht, veräußert ward. Dieß
alles kränkte ihn, wie natürlich sehr. Im Nachsinnen vertieft, über seine
betrübenden Verhältnisse, saß er eines Tages auf einem Steine nächst
Lerchenau. Da erschien plötzlich eine weisse Frau, und tröstete ihn, sagend:
"Weine nicht, folge mir, ich will dir Geld verschaffen; in diesem Schlosse
wirst du drey Metzen=Schöffer, mit Geld gefüllt, stehen sehen. Nehme aus jedem
eine Hand voll, du sollst dich täglich wieder um dieselbe Stunde hier zu diesem
Geschäfte einfinden, aber fürchte dich nicht, denn grosse Hunde werden dich
anbellen." - Sie öffnete darauf die Schloßthüre, der Bauer fand
wirklich, was sie verhieß, er wollte vom Gelde nehmen, wie sie ihm gestattet
hatte, da erschienen fürchterliche Hunde, vergaß er die Warnung der
Erscheinung, ließ er das bereits gefaßte Geld fallen, u. entfloh er. Außer
dem Schlosse erschien ihm die weisse Frau abermahls und sprach zu ihm: " Oh
du Narr, leicht hättest du [Seite 18] mich erlösen
können." - Am andern Tage, beyläufig, um dieselbe Stunde, trug es sich
zu, d[a]ß in jener Gegend ein Schäfer=Knabe seine Schafe verlor. Nach
längerem vergeblichen Suchen gab er sich seinem Kummer und der Furcht hin; zu
Hause für seine Nachlässigkeit gezüchtiget zu werden, setzte sich in der
Nähe Lerchenaus nieder, und zerfloß gleichsam in Thränen. Da erschien diesem
auch die weisse Frau, wie jenem Bauer, u. ertheilte ihm auch dieselbe Weisung.
Der Bube war muthig, schon hatte er das Geld gefaßt, und ließ sich von den
bellenden Hunden nicht erschrecken. Als aber unerwartet auch eine große
schreckliche Schlange erschien, da ward es dem Knaben zu arg, er vergaß alles,
und lief davon. Die Kunde der Erscheinung verbreitete sich schnell, vielen
machte es nach dem Schatze gelüsten, aber das Abendtheuer wollte niemand
bestehen, oder vielleicht haben es manche versucht, eher, als ihnen die weisse
Frau erschienen ist. Indessen bekam auch der Erzähler dieser Sagen, zu jener
Zeit noch ein Knabe, Lust nach dem Schatze. Er nahm einen grossen Sack,
befestigte am Rande des Sackes einen hölzernen Reif, und begab sich am St:
Bartlmä=Abend zum alten Schlosse Lerchenau. Bereits flimmerten der Sterne
Unzahl, er harrte [Seite 19] und harrte - aber vergebens - Die
Nacht verfloß, ohne eine Erscheinung, so erzählte, mit gutmüthigem Lächeln,
dieses Geschichtchen das wirklich liebe alte Fischermännchen, welches bald
darauf, nähmlich im Jahre 1838, das Zeitliche segente. —————————- Die gespenstische Begebenheit auf dem alten Kirchhofe nächst
dem Schlosse Grafenstein nach der im Jahre [1]836 erstatteten Erzählung eines 103
jährigen Fischers Vor ungefähr Hundert Jahren befand sich ein Pfleger an der
schon damahls Gräflich Rosenbergischen Herrschaft Grafenstein, welcher zwey
sehr schöne Töchter besaß. Als die Jüngere derselben starb, ward sie nach
Gebrauch damahliger Zeit, mit ihrem schönsten Schmuck angethan, zur Erde
bestattet. - Goldene Ketten und Ringe hatten damahls beym schönen Geschlechte
eben so grossen Anwerth, als jetzt, ja man betrachtete sie zu jener Zeit, als
fast unentbehrliche Bestandtheile des Putzes eines nur einigermassen
wohlhabenden Frauenzimmers. Man liebte in Kärnthen zwar Einfachheit in Sitten,
dabey aber doch einen gewissen Prunck, der durch das Tragen kostbaren
Geschmeides, sich darthat, welches Geschmeide übrigens, weil es von wirklichem
Werthe war, auch in Zeit der Noth als Zehrpfennig gelten konnte. - In dem vom
Schlosse Grafenstein [Seite 20] benachbarten gleichnamigen Dorfe
befand sich damahls, wie jetzt noch, eine Bauern=Behausung, zum August[in?]
genannt, in welcher zu jener Zeit ein Steyermärker als Knecht diente. Dieser
hatte die schöne Pflegerstochter zu Grabe tragen gesehen, ihren schönen
Schmuck wenigstens preisen gehört, entschloß sich deshalb im Dunkel der Nacht
ihr Grab zu eröffnen, und jenes Geschmeide zu entwenden. Gedacht, gethan. - Der
Gottesaker umgab damahls die besagte Kirche, von einer Seite war er durch das
Schloß, von den übrigen Seiten durch die Friedhofmauer eingeschlossen. Diese
Ruhestäte war es, in welche sich gedachter Knecht Nachts einschlich. Rasch
öffnete er das Grab, sprengte er den Deckel des Sarges; aber auf welche
schrekliche Art ward sein schändliches Vorhaben vereitelt; kaum wollte er nach
dem Schmucke haschen, hu - da umklammerte ihn der Leichnahm - erfolglos war seyn
Bemühen sich den Armen der Leiche zu entwinden. - Des andern Morgens traf man
ihn noch so umklammert. - Geistliche Hilfe war beschieden, so auch die
Geistlichke[it] von der Pfarre Radsperg, welche erst am Nachmittag erschien.
Solche beschwor dann unter Zulauf des Volks die Tode. Endlich wirkte jene
Beschwörung, die Verstorbene hörte auf, den Dieb zu umklammern, der
seinerseits, den günstigen Augenblick schnell benützend, so eilig als
möglich, ohne etwas entwendet zu haben, sich aus dem Staub [zu] mach[en], [Seite
21] so zwar, d[a]ß er nirgends mehr zu finden war, obschon ihn der
Pfleger zum Behufe einer Abstrafung aufsuchen ließ. - —————————- Eine andere Erscheinung beym alten Schlosse Lerchenau eine Sage Einst beschäftigten sich Drey Weiber mit Laubrechen im nahen,
sogenannten Rinwalde, womit sie bis zwölf Uhr Mittags dort zubrachten. Als sie
um diese Zeit am alten Schlosse Lerchenau vorbeykamen, tritt ihnen eine Gestalt
in damahliger Jungfrauentracht, eine Thürschnalle in der Hand haltend,
entgegen, und ruft sie zu sich. Sie aber laufen davon, da wirft jene Erscheinung
ihnen die Schnalle so heftig nach, daß eines der Weiber am Fusse beschädigt
wird. Darauf bleiben diese stehen und vernehmen eine schrekliche Grauen
erregende, Stimme, worauf sie ihren Rückweg ohne ferneres Hinderniß zurück
legten. —————————- Auf die alte Ritter=Veste Lerchenau Bezug nehmende Geschichts=Sagen, wie sie von Landleuten jener Gegend, nach alten Traditionen, im Jahre [1]837 der Fürstin Kunegunde von Rosenberg erzählt
wurden Im Rinnwalde, nahe bey Grafenstein, lebte vor vielen vielen
Jahrhunderten ein Ritter; er bewohnte die Bergveste Lerchenau, wenn man zu
damahliger Zeit schon diese Wohnstätte mit einem so ansehnlichen Titel beehrt
hat, denn [Seite 22] der Sage nach war ihr Gehöfe nicht viel
besser, als eine gut gebaute Bauern Keusche, auch beschränkte sich der ganze
Hofstaat des Ritters auf einen Knappen, und einen weiblichen Dienstbothen.
Einst, als er einem Zuge nach entfernter Gegend in Wälschland oder in Tyrol
beywohnte, benützten vier Räuber seine Abwesenheit; sie kamen zur Behausung im
Walde, u. forderten, ohne viele Umstände zu machen, die Uiberlieferung von des
Ritters Gold=, Silber=, u. anderem Geschmeide. Der Knappe, ein verschmitzter
Bursche, wohl einsehend, d[a]ß man hier nur mit List zu Werk gehen dürfe,
öffnete die Pforte, und ließ die Räuber, unter der guthmüthigen Äußerung,
herein sie möchten nur nehmen, was sie finden würden, die Versicherung
hinzufügend, das Verlangte werde nicht von Belange seyn, da sein Herr schlechte
Wirthschaft führe. Indeß wußte er, während des Einlasses der Räuber,
geschickt nach dem, einen Büchsenschuß entferntem Kirchlein der heiligen
Ursula zu entschlüpfen. Während des kurzen Weges dahin, rief er unaufhörlich
diese Heilige um Hilfe an. Dem Meßner jenes Kirchlein's dessen Beystand er zu
holen kam, wollte das Ansinnen des Ritters sogenannte Veste aus der Gewalt der
Räuber befreyen zu helfen, nicht recht behagen. Da jedoch seine ganze Habe nur
in einer Kuh bestand, so konnte er füglich [Seite 23] diesen
Schatz verlassen, ohne zu sehr besorgt zu seyn, d[a]ß sich hiermit die Räuber,
welche nur nach Gold, Silber und Geschmeide trachteten, belästigen würden. - Meßner und Knappe machten, nachdem der Erstere eingewilligt hatte, zum
Beystand mit zu gehen, wohl kurz überlegt habend, wie sie es am füglichsten
anstellen sollten, die Räuber aus der Burg zu schrecken, sie ersannen die List,
verschiedene Stimmen nachzuahmen, und einen Lärm zu verursachen, als ob einen
Schaar Bewaffneter im Anzuge wären. - Dieses gelang auch ganz nach ihren
Wunsche, die Räuber zogen ab, als sie eben im Begriffe waren, ein Gewölb zu
durchsuchen, welches ihnen die Haushälterinn geöffnet hatte, wohl wissend,
d[a]ß in solchem nichts zu finden sey, und hoffend, d[a]ß die Hilfe des
Meßners nicht lange ausbleiben werde. Für diese Nacht war also die, obschon
etwas sehr schwache Besatzung, der sogenannten Veste, Meister derselben
geblieben, indeß war über kurz oder lang ein zweyter Uiberfall zu befürchten,
weßwegen es den Beschützern der Burg rathsam schien, sich noch um einen
wehrhaften Mann umzusehen. Man sendete daher nach Radsberg, wo sich ein solcher,
seiner Profession nach ein Steinhauer, aufhielt, der wegen seiner Kraft [Seite
24] berühmt war. Er kam u. willigte ein, zum Schutze des Schlosses und
der Kirche, bis zur Rückkunft des Ritters, dem Kunde von dem Uiberfalle
zugesendet worden war, in der Veste zu verbleiben. Diese Vorsichts=Maßregel
ward nicht umsonst angewendet, denn Schweinpach und Korn, zwey damahls
berüchtigte, kühne Räuberanführer, welche unter diesen Spitznamen zu jener
Zeit große Diebereyen und Graußamkeiten im Lande Kärnthen verübten, pochten
in einer Nacht an der Meßnerhütte an und Schweinpach verlangte, ungesäumt
durch den Meßner den Eintritt in die Veste Lerchenau zu erhalten, Meister
Steinhauer versetzte ihm, statt einer Antwort, mit seiner Rinnstange einen so
heftigen Schlag auf die Hirnschale, d[a]ß der Räuber zurücktaumelte,
ausrufend: "Ich kann nicht mehr," auch sein Spießgeselle, der wilde
Korn, erhielt ein solches Merkzeichen durch die bey zwölf Pfund wiegende,
Rinnstange, als er den Steinhauer angreifen wollte. "Gehen wir,"
sprach somit auch dieser, während beyde Schurken sich gebeugt u. fast
kriechend, davon schlichen. Der Ritter welcher dieses Alles noch in entfernten
Landen vernommen hatte, klagte gleich nach seiner Zurückkunft bey dem
Wunderbilde der heiligen Ursula, d[a]ß diese Heilige sein Haus [Seite 25]
nicht vor dem Anfalle der Räuber bewahrt, nun bey seinem Knappen daß er es
nicht zu vertheitigen gewußt habe. Als er wieder aus der Veste einen Ritterzug
unternehmen wollte, so kündigte ihm der Knappe und die Haushälterinn den
Dienst auf, indem sie sagten: "Gestrenger Herr Ritter, wir fürchten uns,
in Euerer Abwesenheit das Leben zu verlieren, wir wollen fort," und als der
Ritter den Steinhauer zum Schutze für sie anwerben wollte, so erklärte auch
dieser, nicht ob Mangel an Muth, sondern seiner Kunden wegen, nicht in der Veste
bleiben zu können, denn damahls verschaffte ihm sein Gewerbe des Verdienstes
viel bey Mühlen und Burgen. "Oh mein schöner Rinnwald," sagte der
Ritter, seufzend, "so muß ich dich dann selbst bewahren, da ich mich auf
fremde Hände nicht verlassen kann," und so hauste er zwey Jahre hindurch
auf Lerchenau, ohne daß diese Veste einen Angriff erlitt, denn wie es scheint,
scheuete sich Alles für des Ritters Gegenwart. Nach zwey Jahren, war es eine Fehde, oder wurde das stille Leben im Walde ihm
unerträglich, oder hatte er eine Vorladung von einem Freunde erhalten, zog er
aus, nachdem er die Bewachung seiner Veste im schönen Rinnwalde dem [Seite
26] Meßner übergeben hatte, der jedoch nur durch die Drohung des
Ritters, er würde ihm sonst seine Keusche wieder abnehmen, ihn fortjagen, und
durch die Betrachtung, einmahl müsse immerzu gestorben seyn, sich bewegen
ließ, diese Obsorge auf sich zu nehmen. Dem Ritter ward jedoch nie mehr die
Freude seinen lieben Rinnwald zu sehen, denn er starb, ohne wieder heim zu
kehren, beym Burgherrn im Schlosse zu Mosburg oder Karlsberg u. vermachte,
wahrscheinlich für die treue Sorge, welche man ihm allda erwiesen hatte, seine
ganze Habe diesen Freunde, welcher auch dann nicht ermangelte der Veste
Lerchenau sammt dem Rinnwalde, in welchem sich solche befand, in Besitz zu
nehmen, u. da er jene Veste für eine Vertheidigung nicht geeignet fand, so
ließ er, anstatt solcher, eine neue Veste bauen, u. diese mit einer Ringmauer
trefflich umgeben, auch besetzte er diese Burg mit den, zu ihrer Vertheidigung
erforderlichen, Reisigen. So gut er dadurch für sich und seine Burg sorgte, so
wenig verwendete er für die nahe St: Ursula Kirche, daher dieses Gotteshaus
seinem Verfall zuschritt, u. als auch dem Meßner dieses Kirchleins der Abschied
gegeben worden war, nahm dieser in einer Nacht die Statue der heil. Ursula [Seite
27] auf einen, mit zwey schwarzen Ochsen bespannten, Wagen mit sich, und
führte solche auf einen hohen Berg in der Steyermark an der Gränze Kärnthens,
wo in der Folge ein Wahlfahrtsort entstand, zu welchem Behufe später an jener
Stelle eine grosse schöne Kirche erbauet worden ist. Bey dem Hause, welches
gedachter Meßner bey der St: Ursula Kirche bewohnt hatte, soll seit der Zeit
nur schwarzes Hornvieh zu finden seyn, alle Kühe sollen dort schwarze Kälber
werfen. - Die Bauern des Orts, welches jetzt Grafenstein heißt, auf einem
sanften Abhange, am Rande einer Ebene, gegen über von Lerchenau, jedoch
getrennt von dieser Veste durch die Gurk u. Auen, zwischen welchen jener Fluß
rauschet, sich befindet, waren, obschon sie auch der heiligen Ursula nicht mehr
wie früher Ehrfurcht erwiesen, weßwegen, wie die Legende besagt, die Heilige
selbst den Wohnort zu verlassen gewünscht hatte, ungehalten, daß der Ritter
mit dem Meßner so verfahren war, u. sie besprachen sich darüber mit ihrem
Herrn, dem Ritter. Aber dieser gab ihnen zur Antwort: "Nicht mein ist die
Schuld, d[a]ß die Statue sich nicht mehr hier befindet." "Wohl,"
erwiederten die Bauern, "ihr seyd gegen den Meßner so hart verfahren, wer
wird nun unser Korn u. unsern Haiden schützen gegen Frost und Gewitter, wie
werden wir Euch geben die schuldige Gabe! St: Ursula beschützte gar mächtig
unsere Felder." "Oh," [Seite 28] sprach der Ritter
sehr trotzig, "ich habe der Schlösser u. Vesten mehrere, ich warte nicht
auf Euer Getreide, nehmet die alten Steine von der Kirche St: Ursula u. bauet
neben Eure Hütten Euch ein Gotteshaus." Sie nahmen darauf die Steine, u.
baueten die Kirche zu Grafenstein, welche derzeit dem heilig. Stephan geweihet
ist. Vielleicht waren sie wohl anfangs Willens, diese Kirche wieder der heilig:
Ursula weihen zu lassen, weil einige von ihnen, die Statue der heiligen Ursula
wieder zurück zubringen, sich nach Steyermark verfügten. Da aber zwey bis drey
Bauern die Statue nicht von der Stelle zu heben vermochten, so glaubten sie am
beßten zu thun, selbe dort zu belassen, in der Meinung dieses seye Gottes
Wille. - Der neue Burgherr von Lerchenau hatte drey Söhne, die durch Reichthum
u. Macht ausgezeichnet wurden; sie unternahmen viele Züge nach dem Baierlande,
aus welchem sie mit Schätzen beladen heim kamen. Ihre Nachkommen hausten noch
lange in Lerchenau. Endlich, nach Jahrhunderten fanden die gefolgten Besitzer
der H[err]sch[a]ft dieser Veste die Wohnung auf dem Berge unbequem, auch mochte
selbe nach Erfindung des Pulvers für leicht einnehmbar angesehen worden seyn,
der Zeitgeist veränderte sich auch, u. so wurde die Veste dergestalt verlassen,
daß man jetzt kaum [Seite 29] eine andere Spur von ihr mehr
findet, als eine, ein Paar Klafter hohe, Mauer, und wenn man Nachgrabungen
pflegen wollte, ein, vor ein Paar Jahren erst verschüttetes, Gewölbe oder
Keller. Vor zwey Hundert Jahren war die H[err]sch[a]ft dieser Veste ein
Besitzthum der Herrn v= Windischgrätz, da aber diese zum Lutherthum
übertraten, so wurden selbe genöthiget Kärnthen zu verlassen u. sahen sich
deßhalb bewogen, im Jahre 1628 diese Herrschaft an Johann Andre Herrn v:
Rosenberg zu verkaufen. Dieser führte ein Schloß, fast knapp an der Kirche St:
Stephan auf, welche besagtermassen die Bauern Grafensteins erbauet hatten, u.
nannte dieses Schloß Grafenstein, welchen Namen früher eine Veste auf dem
Abhange des Skarbin-Berges, einer Gebirgskette, an welcher der Rinnwald sich
befindet, getragen hatte, Gegenwärtig führen der Fürst u. die Grafen v:
Rosenberg den Titel Freyherrn von Lerchenau u. Grafenstein. ———————————— Auf die alte, nunmehr fast ganz abgetragene, Ritter Veste
Stein in Unterkärnthen an der Drau bezugnehmende Sagen, wie sie im Jahr [1]839 der Fürstin Kunegunde Rosenberg
erzählt wurden, so auch bezüglich des dieser einstigen Burg gegenüber
liegenden Skarbin-Berges Acht Tagreisen entfernte arme Leute sogar sind zugereist um
einer Mahlzeit beyzuwohnen, die jährlich im freyen vor dem Schlosse Stein statt
hatte. Diese Mahlzeit ward von der Gemeinde der Pfarre Stein bestritten, u. bey
solcher fanden sich jedes Mahl von jedem Bauernhaus zwey Personen u. von jeder
Keusche Eine Person als Tafelgäste ein. [Seite 30] Es waren 54
Tische, welche Anzahl aber jetzt sehr abgenommen hat. Nach deren Mahle, welches
der Pfarrer von Stein stets ordnete, bekam jeder der Gäste ein Brod=Stritzel u.
einen Krug Bier, u. ein Hafnermeister jener Gegend mußte die erforderlichen
Schüßeln stellen: Das Brod ward von einem hölzernen noch an einen kleinen
übrigen Theil des Schlosses befindlichen Gange herab geworfen, wie man
erzählte, gemäß einer Stiftung der heiligen Hildegardis u. noch bestehet eine
Stiftung zur Haltung eines Jahrestages während einer Statt zu habenden
Almosen=Ausspendung in der Hildegardis Kirche, ausgehend vom nachmahligen Grafen
Johann Andreas v= Rosenberg mit dem datum v: 6. Febr. 1646. Als ein Pfarrer
einst dieses herabwerfen /Siehe Seite 1 bis 3 dieser Erzählungen / abbringen
wollte, erkrankten plötzlich seine zwey Ochsen und fielen auch bald darauf,
worauf das herabwerfen des Brodes wieder fortgesetzt ward. Als einst bey einer solchen Gelegenheit die stets vorkommende sogenente
Hodler=Suppe gekocht wurde (diese Suppe entsteht indem man ein große Menge
Würste so lange kochet bis sie aufspringen u. der Suppe ihren Geschmack
mittheilen), sagte zu dem dabey gestandenen Richter sein Weib, die armen Leute
hätten ohnedem schon genug zu essen, sie hätten aber soviele Dienstleute, es
würde daher nicht schaden, ein Schaff von dieser Suppe mit sich nach Hause zu
nehmen. Der Richter meinte aber, dieses wäre nicht recht gethan, ließ jedoch,
wie es gewöhnlich geschieht, sein Weib walten, das Schaff ward also auf seinen
Wagen gesetzt u. sie schickten sich an heim zu fahren. Als sie aber zu einem [Seite
31] kleinen Bächlein kamen, am Berge auf welchem sich die Uiberbleibsel
von Stein befinden, durch welches Wässerlein man fahren muß, so viel das Faß
herab, und es ergoß sich die Hodler=Suppe in jenen Bach, welcher seit dieser
Zeit an derselben Stelle, Zehn Schritte in der Länge, ein Wasser enthält,
welches wie Hodler=Suppe aussehen soll, während doch beyderseits dieser Zehn
Schritte der Bach aus dem klaresten Wasser besteht. - Wie bereits in der Geschichte der Hildegarde=Kirche beym Schloße Stein
(Seite 1 bis 3) erwähnt ward, ist zugleich mit der heilig. Hildegardis ihre
Magd vom Burgherrn, dem die Sage Paulus nennt, aus dem Burgfenster des Skarbin=Schlosses,
Eifersuchtshalber, in die Tiefe geschleudert worden. Im Jahr [1]832 soll Nachts eine Frauengestalt an das Fensterlein eines armen
Schusters im Orte Stein geklopft u. verlangt haben, ihr sogleich ein Paar Schuhe
zu verfertigen. Als sich der Schuster dessen weigerte weil solches Nachts
unstatthaft sey, erwiederte die Gestalt, d[a]ß sie folglich sich genöthiget
sehe, bloß füssig herum zu wandern. Als der Meßner des folgenden Morgens in
die Pfarrkirche Stein kam, um zum Gebeth zu läuten, sah er ebenfalls eine
Frauengestalt knien, die aber gleich nach seinem Eintritt verschwand, worauf er
die Kirche und die unter solcher befindliche Gruft, deren Eingang stets offen
ist, [Seite 32] durchsuchte. Er fand aber niemanden, jedoch die
Stelle wo das zugedeckte Grab der besagten Magd (sie hieß Agatha) der Sage nach
sich befunden hatte, war nun geöffnet u. leer. - Das Grab des erwähnten Ritters Paulus, Gemahl der heilig. Hildegardis
welches sich in der Kirche zu Möchling[?] befindet soll auf Gehieß des
Kardinals Fürst Bischofs von Gurk aus dem Haus der Grafen Salm Reifferscheid
geöffnet worden seyn, u. man soll in solchem einen Becher u. einen Sporn
gefunden haben, auch wird erzählt, die rechte Hand sowohl, als der rechte Fuß
des Ritters seyen unversehrt gewesen, endlich ein Büchschen sey beym Leichnahme
gelegen, welches man, um es nicht zu zerbrechen, uneröffnet liß. - Wie die
Erzählerinn dieser Sagen /eine reiche Bäuerin nächst Grafenstein, mit dem
Hausnamen Gottscherinn[?]/ noch Kind war so sind von den Knechten ihrer Mutter
einige öfters auf den Skarbin=Berg gestiegen, wo sie aus Muthwillen die Spitzen
der Euter einer steinern[nen] Kuh, die sich dort in einer Höhle befand, (Luppa
eine böse Magd welche Hildegardis zum Bösen verführen wollte, u. dann bey
ihrem Ehegemahl gemeinschaftlich mit dessen Bruder, verleumdete, soll sammt der
Kuh, welche eben mölkte, zu Stein verwandelt wor[den] sein; in demselben Moment
als ihre Herrin u. d[ie] fromme Magd zum Burgfenster hinausgestürzt wurden,)
abschlugen u. solche ihrem Dienstherrn nach Hause brachten. Aber jedes Mahl
geriehten diese Szizen wiederholt in Verlust, u. als man wieder zur steinernen
Kuh gelangte, waren die Szitzen wie früher in der Euter. In derselben Höhle,
in welcher sich jene Kuh befand, traf [Seite 33] man auch auf
Trümmer uralten Kochgeschirrs, die ungefähr wie das jetzt übliche Geschirr
aussehen, jedoch viel bunter. Gedachte Höhle ist seitdem durch den Sturz eines
Felsens so verrammelt worden, d[a]ß man nicht mehr zu jener Steingruppe
gelangen kann, wenn man nicht den vor solche gerollten Felsen sprengen würde. ——————————— [ab nun Handschrift von Friedrich Graf Orsini Rosenberg] Der Schatz in Loretto Es ward im Jahr 1844 nach der Geburth meiner 4.ten Tochter
Stefany im Monat September, meine Frau ward noch krank im Bette, als sich zwei
Zimmerleute bei mir ansagen ließen und Wichtiges zu sprechen vorgaben, ich
ließ sie kommen, beide ziemlich alte aber rüstige Leute vertrauten mir, sie
wohnen[?] jeder für sich, jedoch durch mehrere Nächte, jeden dieselbe
Erscheinung, eine weiße Frau erschiene ihnen mit einem Bund Schlüßel und
weist sie an, sie sollten sich zu dem Obristewachtmeister Graf Rosenberg aber zu
dem in Loretto wohnenden begeben und ihn um die Erlaubniß bitten dort
gegenüber der Kellerthür[?] befindlichen Loche zu graben, dort würden sie auf
Sechs steinerne Stuffen kommen und unter denselben würden sie auf einen Schatz
kommen, dann sagten sie, sie hätten mich gar nie gesehen nicht gewußt daß ich
Obristwachtmeister sei, sie bitten mich nur Ihnen die Erlaubniß zur Grabung zu
ertheilen, um wieder ihre früheren ruhigen Nächte zu haben, ihr Körper sei
durch diese Erscheinung außerordentlich stark angegriffen, ich ließ etwas
allein [Seite 34] sie unten mit den Leuten besprechen und begab mich
hinauf zu meiner Frau wo eben Doctor der Medizin Birnbacher gegenwärtig war,
und Allen diesen Vorfall mittheilte, zugleich dem Herrn Doctor bath diese zwei
Leute etwas zu beobachten ob es ihnen vielleicht nicht an Verstand fehle, worauf
er sich auch sogleich mit mir wieder zu den Leuten begab und sich mit ihnen in
ausführliche Gespräche einließ und wie er mir später versicherte fand er sie
beide nüchtern und bei vollem guten Verstand, unter anderm erzählte uns auch
der Eine über sechs Schuh großen Mann mit einer Adler Nase, sie müßen wissen
ich habe 14 Jahre lang bei den Grenadieren gedient, fürchte vor nichts, nachdem
ich vom Millitair meinen Abschied erhalten hatte tratt ich vor mehreren Jahren
als noch das Schloß Loretto
an dem Gastwirth Jochner vermittet war in seine
Diensten als Hausknecht, O! da sah ich ihre Mamma oft, eine große stattliche
weiße Frau zu Nächte[?] bei der Kegelstatt sitzen, mit einem Bunde Schlüßel,
wobei sich ein kleiner goldener befand, und sie sprach geisterhaft zu mir:
"Du gehst täglich darüber und kannst den Schatz nicht finden,"
später sah ich sie nichtmehr, aber eine sonderbare Sache ging auch spätter
noch unter mir hier vor. Es kehrte ein reicher Engländer bei uns ein, und
wohnte längere Zeit bei uns wegen der schönen Aussicht, und bath sich auch von
der Herrschafts Direction die Erlaubniß aus, sich von der Familien [Seite
35] Bibliotek die damals noch in Loretto im untern Zimmer war, gegenwärtig
sich aber in Grafenstein befindet, Bücher zum Lesen nehmen zu dürfen, man
verdraute ihm dazu den Schlüßel an, einstens fragte er die Wirthsleut wo ist
denn hier im Schloße eine Schneckenstiege? man zeigte sie ihm, da er sie noch
nicht kannte, nun sagte er unter dieser Schneckenstiege befindet sich ja ein
Schatz verborgen, hier in diesem Buch steht es. Der Engländer reiste bald ab,
und dieses Buch ward aus der Bibliodek verschwunden. - Nachdem diese zwei
Zimmerleut noch viel gesprochen hatten, und die Versicherung gegeben, daß sie
nichts von dem Schatze wollen, nur ihre frühere Ruhe wieder haben, so ertheilte
ich ihnen die Erlaubniß, sie könnten kommen wann sie wollten, worauf sie sich
entfernten. Ich dachte gar nicht mehr an die Erfüllung ihres Vorsatzes, als
nach ohngefähr acht Tagen ich Beide mit Krampen und Schaufeln durch den Garten
kommen sah, sie machten sich frisch zur Arbeit an dem bestimmten Orte, brachten
eine Menge Schutt und Erde aus dem Loche, kamen wirklich Sechs Steinerne Stuffen
zum Vorschein, nun gaben sie sich alle erdenkliche Mühe unter diese Stuffen zu
gelangen, aber keine Möglichkeit es ward undurchdringbarer Felsen, die Leute
waren vor Anstrengung ganz erschöpft und sagten mißmuthig die alte Baber hat
uns angeschmiert, bathen mich um die Erlaubniß, bei Nacht ihre Arbeit
fortsetzen zu dürfen, vielleicht würde ihnen dabei die Alte erscheinen, das
ich aber wegen der Unheimlichkeit nicht gestatten konnte, die beiden Zimmerleut
gingen fort und ich sah sie nie wieder. [Seite 36] Spätter hatten wir
eine sehr brave Küchenmagd die von diesen Vorfallenheiten gar nichts wußte und
dennoch träumte es wäre zu Maria Loretto
ein Schatz verborgen, sie sah in
großen kupfernen Kesseln aufbewahrt, mit der Deutung er wäre nur alle Sieben
Jahre zu heben, so war das 1.ste Jahr 1844, dann 1851, 1858, 1865, etc. etc,
etc. so machte ich einstens den Versuch unter der Kegeln[?] zu suchen,
fand aber dabei nur im Schutte Ein Menschliches Knochenbein, daß ich noch
aufbewahre, es könnte auch sein, daß wirklich durch die früheren Wirthsleut
Jochner der Schatz gefunden wurde, denn sie kamen arm hier, wurden plötzlich
reich, aber so wie gewonnen so zeronnen, gingen sie wieder sehr arm von Maria
Loretto fort. Dieses die wahre Geschichte des Schatzes von Maria Loretto durch mich erlebt
und beschrieben. Maria Loretto am Werther See den 2.ten July 1864 Friedrich Graf Orsini Rosenberg k. k. wirklicher Kämmerer und Major in der
Armee. Johanna dessen Gemahlin geborne Reichsfreiin Jöchlinger von Jochenstein,
Sternkreuz Orden Dame. Kinder Töchter: Söhne: Adelgunde Felix Johanna Lothar Hildegard Steffany [Seite 37] Im Jahre 1866 wohnte ich die Sommermonate zu Tamtschach in Oberkährnten in
meinem Zimmer mit meinen Sohn Lothar, ich gesund nicht aufgeregt zur Ruhe, mit
dem Gesicht gegen die Wand liegend, sah ich erwachend sah ich mein Zimmer
erhellt über des erstaunt, wendete ich mich im Bette um und sah bei vollem
Bewußtsein vollkommen auch nicht träumend, eine weiße, faltenreiche, ziemlich
jugendliche Weibliche Gestalt mit fliegenden dunklen Haren ganz knapp an meinem
Bette stehen mit einer brennenden langen Kirchenkerze in der Hand, sie sprach zu
mir in wohlklingenden Tone: Nimm das Licht in die Hand! ich sah Sie dabei fest
an, und konnte, vor Uiberaschung nicht antworten, worauf Sie mir zum 2.ten mal
dasselbe sagte, worauf ich aber sogleich mit Wiederwillen antwortete: ich will
nicht! ich will nicht! ich will nicht! und mich schnell wieder mit dem Gesichte
gegen die Wand wendete, da ich vollkommen dabei wach war, fürchtete ich das
Licht in die Hand zu nehmen, dadurch gewiß mein Todt bestimmt sei - Diese
Erscheinung glich niemand Bekannten. Meine arme Schwester Theres starb folgendes
Jahr. Sollte das vielleicht die Ahnfrau unserer Familie gewesen sein? die bei
besonderen Familien Ereignißen erscheinen soll? - - Den 24.ten Jaenner 1868 Friedrich Graf Orsini Rosenberg k. k. Kämmerer und Major in der Armee. [Handschrift von Ferdinand Orsini Rosenberg] (zur ganzen Geschichte gehörig) 19. Beylage
Ach kehre doch wieder
Geliebter, gezogen
In das heilige Land,
So jammert, so seufzet,
die gar holde Burgfrau,
Hinabblickend in's Thal
Wo grünende Fluren
mit Blümlein beschmüket,
Erwachen mit lieblich
[Seite 9]
Enthauchenden Düften.
Was mir Blümlein, was Duft,
Was grünende Fluren,
Ohn' ihn alles mir Tod,
Tod die ganze Natur,
Möge heulen der Sturm,
Möge stöbern der Schnee
Wenn nur trauter daheim
Ist das Leben mir Lust. -
Horch da schmettert das Horn
Hoch vom Söller herab
Da meldet der Burgwart:
Ein stattlicher Ritter
Will künden der Burgfrau
Gar wichtige Mähre.
Was wichtig spricht sie,
Wer hat ihn gesendet,
Nicht ziemt es der Gattin,
Weilet Gatte nicht hier,
Den Fremden bewirthen,
Mit ihm theilen das Dach.
Weder Speise noch Dach,
Erwiedert der Ritter,
Erzürnend zum Wärter[?],
Ich will ja nicht weilen,
Nur zeigen der Strengen
einen köstlichen Schatz,
In grauester Vorzeit
tief unten geborgen
Von meinem Uhrahnen
Bevor er gezogen
Gar nach Wälschland hinab,
Mir Heimath geworden.
[Seite 10]
Ich will theilen mit ihr,
Ich will theilen den Schatz,
Wen[n] für Blickes=Dauer
Mir Eintritt sie gönnet.
Doch sie spricht Nein, stets Nein
Ein Prüfer kann es seyn.
Da faltet sich Stirne,
und flammen die Augen
des grollenden Ritters,
Rasch schwenkend den Gaul,
Von hinnen dann brausend;
Der Schatz? Der war wohl sie. -
nach einer Sage
Im Kämmerlein klein
Flackert der Lampe
Düsteres Licht.
Die Sternlein flimmern,
Bleich sie erleuchten
den Thurm vom Schloß.
Da pocht es, nach: - Zwölf -
Saus't es und braus't es,
Wie schaurig, hu! -
Ein Männlein steinalt,
Gar finstern Blickes
Schauet fortan
Im Buch des Geschikes,
Blättert und Blättert,
Wendet kein Aug'.
Wie staunet hierob,
Plötzlich erweket
Von dem Geräusch',
Von dem Geschwirre
Der des Welz'neggers
Junker erzog.
[Seite 11]
Rasch aus dem Bette
Eilt er zum Greise -
Fort Spuck und Buch -
Der Muthige nach
Der Halle entlang
Zum Säulengang,
Wo nieder umwölbt
Ein Marienbild
Die Wand einst zier't.
Da wird zu Aether
Des Männlein's Gestalt
Und entschwindet -
Und in Jahresfrist
Waren Welzenegg's
Blühten verwelkt -
Blauer Azur=Spiegel,
Dort die grünen Wogen
des Platschischen=Sees.
In dem Tannenwalde
Eine weisse Säule
Schimmert, schön geziert durch
Ein Marien=Bildniß,
Oft besucht von frommen,
Schutz und Hilfe suchend
In des Lebens Nöthen,
Oft von Gott gemildert.
Einst, am Sontag war es,
Tag dem Herrn geweihet,
Kam ein junger Landmann
Sündlichen Gemüthes,
Wie von allen Stunden[?],
Wie von allen Altern[?]
Manche Menschen leben,
Schätzchen sein zu herzen,
Hohes Wunderbild zum
Stell dich ein ersehned,
Als er bey der Säule
Einen Sarg erblicket,
Schrecklich anzuschauen,
Er zur Kirche eilet,
Bethend und bereuend
Seine sünd'ge Handlung.