Kurzgefasste Geschichte
Der Kärnthnerischen Linie des Hauses Rosenberg
Mit Erwähnung der Quellen denen diese Geschichte
entschöpft ist,
 nebst mehreren
Beilagen
zusamm[en] getragen

von Ferdinand Fürsten v. Ursini und Rosenberg

Inhalt
Rosenberge Kärnthnerischen [= kärnthnerischer] Linie
[Die Seitenzahlen beziehen sich auf die originale Paginierung des 1. Teils]

				Seite
Vitellus Ursini			1
Vitellus Ursini v: Rosenberg	1
Heinrich Ursini v: Rosenberg	1
Kristian detto detto		2
Heinrich Urban d[ett]o		2
Kristoph v= Rosenberg		3
Heinrich detto			3
Herklein detto			4
Hermann detto			4
Udalrich detto			5
Albl detto			5
Albl detto			5
Heinrich detto			5
Wilhelm detto			6
Georg detto			6
Ulrich detto			6
Johann detto			6
Leo detto			6
Rudolf detto			6
Herkules detto			6
Kristoph detto			7
Wülfnig detto			7
Fridrich detto 			8
Peter detto			9
Georg v. Rosenberg		12
Udalrich detto			12
Georg detto			12
Karl Konrad d[ett]o		13
Maximilian d[ett]o		13
Paul d[ett]o			14
Sigismund d[ett]o		14
Sebastian d[ett]o		15
Sophie d[ett]o			16
Helena d[ett]o			16
Georg Kristoph d[ett]o		16
Ulrich d[ett]o			20
Salome d[ett]o			21
Dorothea d[ett]o		22
Andreas d[ett]o			22
Johann Andreas Graf v Rosenberg	24
Georg Nikolaus Graf 
	v Ursini und Rosenberg	39
Wolfgang Andreas
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	43
Johann Fridrich
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	58
Leopold Joseph
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	59
Georg Heinrich
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	61
Gottraud Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		62
Maria Sidonia
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	62
Anna Beatrix
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	62
Joseph Paris Graf
	d[ett]o d[ett]o		62
Franz Andreas
	detto d[ett]o d[ett]o	65
Maria Ernestine Gräfin v:
	Ursini und Rosenberg	67
Marianna d[ett]o
	d[ett]o d[ett]o		67
Karl Joseph Graf
	d[ett]o d[ett]o		67
Philipp Joseph
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	70
Leopold Anton
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	76
Maria Ernestine Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		76
Maria Antonia Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		76
Marie Gabrielle
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	76
Wolfgang Sigismund Graf
	d[ett]o d[ett]o		76
Maria Franziska Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		80
Maria Anna
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	80
Maria Antonia
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	81
Maria Ernestine
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	81
Vinzenz Fererius Graf
	d[ett]o d[ett]o		81
Luisa Gräfin d[ett]o d[ett]o	89
Maria Charlotte Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		89
Franz Xaver Fürst [von]
	Ursini [und] Rosenberg	90
Wolfgang Philipp Graf
	d[ett]o d[ett]o		98
Franz Seraph:[ikus] Fürst
	d[ett]o d[ett]o		99
Leopold Graf d[ett]o d[ett]o	116
Vinzenz d[ett]o d[ett]o d[ett]o	120
Maria Philippine Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		122
Maria Gabrielle 
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	122
Maria Dominika
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	122
Maria Zäzilia
	d[ett]o d[ett]o d[ett]o	123
Maria Seraphine Gräfin
	d[ett]o d[ett]o		123
Vinzenz Graf von 
	Ursini u. Rosenberg	124
Ferdinand Fürst
	d[ett]o d[ett]o		125
Franz Xaver Graf
	d[ett]o d[ett]o		151
Friedrich d[ett]o 
	d[ett]o d[ett]o		151
Joseph d[ett]o d[ett]o d[ett]o	167
Maria Therese Gräfinn von
	Ursini und Rosenberg	179
Manfred, Graf von
	Ursini und Rosenberg	189

[Sagen, Berichte, Erzählungen]

[chronologische Geschichtstafel]
Hauptseite der Familie Orsini-Rosenberg

 

Führt zum fünften Blatt

Romantische und andere Erzählungen die Kärnthnerische
Linie des Hauses Rosenberg und ihre Fideikomiß=
Besitzungen betreffend.

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Die Hildegardis Kirche beym Schlosse Stein
im untern Drauthale nach einer Sage

Auf des Felsens
Zackiger Wand
In grauer Zeit
Ein Schloß einst stand.
Drin wohnt ein Ritter,
Grave des Gaues,
Und Hildegardis,
Das Muster der Frau'n.
Tugend und Schönheit
Waren ihr Zierde;
Sie lebt nur in ihm,
Und er nur in ihr. -
Da reget sich Lust
In des Bruders Brust;
Umsonst seyn Begehr,
So lieb ihr die Ehr.
Drauf mit Argwohn trübt
Des Bruders Gemüth,
Mit Nattergezisch
Begeistert er sie.
"Hinab in die Tief!
Buhlerinn hinab!"
So brüllet der Graf
Zur frommen Gespons;
Und schleudert sie hin
Und ihr nach die Magd. -
[Seite 2]
Da schwebt' ein Engel
Von des Himmels Höh,
Geleitet sie sanft,
Bethend zum Schöpfer;
Zur tosendenGurk
Am Fusse des Berg's.
Drob staunt der Gatte,
Unrecht erkennend.
"Verzeih mir, oh Herr,
Ich sündigte schwer!"
So stöhnte der Graf,
der den Pilgerstab
nach Palestina
Sühnend nun ergreift.
Als er nach Jahren heim,
Stand im Drave=Thal
Ein stattlich Kirchlein
Bey der Gattinn Burg,
In der Hildegard
Gebeth und Wohlthun
fromm sich hat geweicht,
Allgeehret d'rum. -
Da Reue Thränen
Ihm geraubt das Licht,
So wanket nach Stein
Zur Gattinn er hin,
Die bald ihn erkannt,
Sprechend wie folget:
"Verziehen hat Gott,
Er giebt Dir das Licht!-"
[Seite 3]
Und so geschach's;
Dem Herrn er dank't,
Ihm fromm er dient,
Wie sie gewünscht.

 

Anmerkung: Noch befinden sich Überreste der seelig gesprochenen Hildigardis in einem Seitenaltar der Steiner=Pfarrkirche verwahrt. Die Burg ihres Gemahls, von deren Zinnen Sie herab gestürzt wurde, soll sich auf einem schroffen Felsen des, jener Kirche gegenübergelegenen, Gebürgs befunden haben. -

 

Der Nonnenstein bei der Veste Stein im Oberdrauthale Kärnthens,

eine Sage

Als in grauer Vorzeit die gleichnamigen Herren auf dieser Veste hausten /: Im Jahr 1334 besassen solche noch die Herren von Stein :/ liebte ein wackerer, aber armer, Ritter das Fräulein jener Burg, welches von ihrem Vater, einem rauhen Manne, ob der Armuth des Bewerbers, ungerne gesehen ward. Erfolglos blieb das Flehen beyder Liebenden - der Burgherr verweigerte seine Einwilligung zum ehelichen Bund nicht nur, sondern untersagte das fernere Zusammenkommen des jungen Paares. Nach vielem Widerstreben des Mädchens, wußte ihr Freyer sie endlich zu bewegen, ihre Einwilligung zur gemeinschaftlichen Flucht [Seite 4] nach Wälschland zu ertheilen. -

Es war ihnen bekannt, daß nächtlich ein Burggeist in Nonnentracht aus der Veste zur Zugbrücke wanderte, d[a]ß diese Brücke auf ihren Wink, vom Burgwächter stets herab gelassen ward, und daß die Nonne ihre Wanderung immer bis zu einem, im nahen Walde befindlichen, Stein fortsetzte, auf welchem sie sich niederließ und endlich bethend verschwand. Diesen Umstand wollten sie zu ihrer Flucht benützen, das Fräulein sollte Nachts, in Nonnenkleidung verhüllt, die Burg verlassen, und der Geliebte ihrer außerhalb der Veste harren. - Noch war die verabredete Stunde nicht eingetreten, da fand sich der junge Ritter, solche mit Ungeduld erwartend, schon ein. Kaum angelangt, glaubte er seine Geliebte, verabredeter massen als Nonne gekleidet, zu erblicken. Hurtig hob er sie hinter sich aufs Pferd, das keuchend den Rückweg antrat. Plötzlich, als er zum Nonnenstein / dieser Stein soll sich noch im Wald nächst dem Schlosse Stein befinden / gelangte, fühlt er sich durch Knochen Hände umklammert, u. erblickt - hu wie schauerts' ihm - einen grinsenden Todenschädel, der sich seinem Antlitze nähert, während ein Finger jener Todenhand ihm drohend winkt, worauf die Gestalt [Seite 5] verschwindet. - Das Burggespenst war es, er sah es nun wohl ein, das ihn warnte vor Gefahr. Doch Liebe, und Furcht vor Gefahr sind nicht, vollends bei einem Ritter seiner Zeit nicht, vereinbarlich. Er biegt wieder zur Burg zurück, findet sein Mädchen als Nonne vermummt, harrend des Geliebten, und schnell fort mit ihr nach Italiens Fluren. Aermlich, aber bey ihrer Genügsamkeit glücklich, verflossen ihnen, nachdem sie sich bald nach ihrer Flucht geehlicht hatten, mehrere Jahre, zwar in trauten Vereine, doch kinderlos. Da vernahme er, der Vater seines Weibes wolle ihnen vergeben, wenn sie zurück kehren. Wünschend, seiner geliebten Gattin jenes wohlhabendere Loos zu verschaffen, das ihr Anfangs von der Natur beschieden war, beschloß er die günstigen Gesinnungen des Burgherrn von Stein zu benützen, und zurück zu kehren mit der seinigen zu ihrem heimischen Heerde. - Und so geschah es, ob sie ihm auch vorstellte, wie ihr Vater keinen Sinn für Verzeihung wirklicher, aber auch nur vermeintlicher, Beleidigungen habe. Sie kamen heim; der Vater empfing das Ehepaar zwar nicht zärtlich, aber mit keinem sichtlichen Widerwillen, ja er beschied sogar bald nach ihrer Ankunft die nachbarlichen Ritter seines Gaues, um durch ein Festmahl die Vermählung u. Rückkunft seiner Kinder zu feyern. Alles war froh und guter Dinge, da krendenzt er selbst am Ende des Mahles seinen Kindern einen Pokal, [Seite 6] gefüllt, wie er sagte, mit dem köstlichsten seiner Labe[?]-Trunke, zur Besieglung der Vergebung und Vergessung des Geschehenen. Umsonst deutete die liebende Frau: "Trinke nicht", ihr Gatte ergriff den Becher, wähnend dessen Inhalt sey wirklich der Versöhnung gewiedmet, trank mit Lust, reichte ihn dann ihr, sie beschwörend, ja des Vaters Söhnungszeichen nicht zu verschmähen. Alsbald fühlte sie die Wirkung heftigen Giftes. - Wuth, Rache bemächtigte sich des jungen Ritters; das Schwert seiner Hülle entrissen und den Wütterich durchbohren, war eins. - Bald machte auch seinem Leben das genommene Gift ein Ende.

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Die arme Seele,

eine Sage bezüglich der St: Markus Kapelle zu Stein im Obern Drau Thale Kärnthens

Rechts vom Altare in der oben Kapelle befindet sich in einer, durch ein Eisengitter versperten Nische ein Gemählde, welches das Bild einer im Fegfeuer büssenden Sünderinn vorstellen soll. Vom Ursprung dies Bildes wird erzählt, d[a]ß einer der Besitzer der Veste Stein aus dem altadelichen Geschlechte der Freyherrn v. Peverelli, welche diese Burg sammt der zu solcher gehörigen gleichnamigen Herrschaft im Jahre 1682 an den Grafen Georg Niklas von Rosenberg verkauften, eine Leibeigne / wie andere erzählen seine Gattin / durch den Burgvogt lebend [Seite 7] habe einmauern lassen, ungeachtet ihres Flehens, u. betheuernd ihrer Unschuld, u. zwar, wie man glaubt, wegen Eifersucht. Bald darauf soll der Schatten der Unglücklichen dem Ritter Nachts erschienen seyn, wornach er, seine That bereuend, ihr Bild in gedachter Nische habe befestigen lassen. Erblasse das Bild, so soll die in Sünden Verstorbene vom Fegfeuer erlößt seyn. Darum bethen die Landleute dortiger Gegend, wenn sie zur St: Martins=Kapelle wahlfahrten, für die Arme Seele bey jenem Bilde.

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Das Glockengeläute auf der Kapelle der Veste Stein

im obern Drauthale Kärnthens,

nach einer von dortigen Landleuten erzählten alten Sage

Dunkler und stets dunkler wird's auf der Unholden (so heissen einige sehr hohe Berge an der Oberkärnthnerisch Tyrolerisch. Gränze zwischen Oberdrauburg u. Lienz) mächtigen Häuptern, die Winde schon brausen, es wogen die Bäume, wie die vom Sturm bewegten Wellen des Meeres. Blitze beleuchten das, Thal beherrschende, Stein. Donner umrollen die felsigen Höhen. Geräuschvoll entsteigen Fluten dem raben schwarzen Himmel, die tosend und scheumend von Klippe zu Klippe der Drave zuströmen. - Noch tönet kein Glöcklein der Burg, noch treiben die Hexen, erst auf der Unholden [Seite 8] Grauen erregenden Gipfel, dann am reissenden Flusse, ihr tolles Gewirre. - Hu, Hu, es hallen die Hündlein[?] da oben noch nicht, frisch auf, Blitze, Hagel, Wogen vernichtet der verhaßten Menschenbrut stolz beginnen, vernichtet sie selbst, so krächzet grinsend die Eine zur Ande[rn]. Sieh ein Lichtlein wird sichtbar in der St. Martins Kapelle, ein zweytes, der Altar ist erleuchtet zum from[m]en Gebeth. - Horch es tönet ein Glöklein, es hallet das Andre hoch oben im Thürmlein der Veste, es klingen die Geweiht[en] harmonsich herab. - Die Hündlein hallen, die Hündlein hallen! so der Hexen Schaar[?], u. in einem Nu na[ch] Nord und Süd, nach Ost u. West, mit dem Gewölk zerstieben sie. Erhört ist der Menschen Flehen, vorüber die Gefahr. -

 

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Der Schatz

Nach einer Sage das Schloß Keutschach betreffend

Ach kehre doch wieder,

Ach kehre doch wieder
Geliebter, gezogen
In das heilige Land,
So jammert, so seufzet,
die gar holde Burgfrau,
Hinabblickend in's Thal
Wo grünende Fluren
mit Blümlein beschmüket,
Erwachen mit lieblich
[Seite 9]
Enthauchenden Düften.
Was mir Blümlein, was Duft,
Was grünende Fluren,
Ohn' ihn alles mir Tod,
Tod die ganze Natur,
Möge heulen der Sturm,
Möge stöbern der Schnee
Wenn nur trauter daheim
Ist das Leben mir Lust. -
Horch da schmettert das Horn
Hoch vom Söller herab
Da meldet der Burgwart:
Ein stattlicher Ritter
Will künden der Burgfrau
Gar wichtige Mähre.
Was wichtig spricht sie,
Wer hat ihn gesendet,
Nicht ziemt es der Gattin,
Weilet Gatte nicht hier,
Den Fremden bewirthen,
Mit ihm theilen das Dach.
Weder Speise noch Dach,
Erwiedert der Ritter,
Erzürnend zum Wärter[?],
Ich will ja nicht weilen,
Nur zeigen der Strengen
einen köstlichen Schatz,
In grauester Vorzeit
tief unten geborgen
Von meinem Uhrahnen
Bevor er gezogen
Gar nach Wälschland hinab,
Mir Heimath geworden.
[Seite 10]
Ich will theilen mit ihr,
Ich will theilen den Schatz,
Wen[n] für Blickes=Dauer
Mir Eintritt sie gönnet.
Doch sie spricht Nein, stets Nein
Ein Prüfer kann es seyn.
Da faltet sich Stirne,
und flammen die Augen
des grollenden Ritters,
Rasch schwenkend den Gaul,
Von hinnen dann brausend;
Der Schatz? Der war wohl sie. -

 

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Die Erscheinung im Schlosse Welzenegg

nach einer Sage
Im Kämmerlein klein
Flackert der Lampe
Düsteres Licht.
Die Sternlein flimmern,
Bleich sie erleuchten
den Thurm vom Schloß.
Da pocht es, nach: - Zwölf -
Saus't es und braus't es,
Wie schaurig, hu! -
Ein Männlein steinalt,
Gar finstern Blickes
Schauet fortan
Im Buch des Geschikes,
Blättert und Blättert,
Wendet kein Aug'.
Wie staunet hierob,
Plötzlich erweket
Von dem Geräusch',
Von dem Geschwirre
Der des Welz'neggers
Junker erzog.
[Seite 11]
Rasch aus dem Bette
Eilt er zum Greise -
Fort Spuck und Buch -
Der Muthige nach
Der Halle entlang
Zum Säulengang,
Wo nieder umwölbt
Ein Marienbild
Die Wand einst zier't.
Da wird zu Aether
Des Männlein's Gestalt
Und entschwindet -
Und in Jahresfrist
Waren Welzenegg's
Blühten verwelkt -

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Die Erscheinung des Grafen Philipp Joseph Rosenberg zu Venedig

Als Graf Philipp Joseph von Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 70 bis 76) sich als Bothschafter in Venedig befand sann er eines Abends allein in seinem Schreibzimmer seinen Geschäften nach. Es ward dunkler und immer dunkler im Gemache - da klopft es plötzlich an seiner Thür er ruft: "Herein -" Welch schreckenvoller Anblick. - sein zweytes Ich, Er selbst, sich selbst nahet er. Hilfe, Hilfe vermag er kaum, die Glocke ziehend, zu sagen. Seine Leute eilen herbey, und verschwunden war das Gesicht. - Bald darauf kehrte er von Venedig nach Wien zurück, und gab er seinen Geist auf, nachdem er seinen Sohne jene Schreckens=Szene mitgetheilt hatte. -

[Seite 12]

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Die Schatzgrabung bey Keutschach

Oefters erblickte man Nachts ein Lichtlein, welches einen alten, nächst dem Schlosse befindlichen, Brunnen umflackerte. Das bedeutet, daß dort ein Schatz vergraben sey, hieß es bald in der Umgegend. Der damahlige Besitzer Keutschach's, Graf Vinzenz v= Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 81 bis 89) entschloß sich an jener Stelle Nachgrabungen unternehmen zu lassen. Schon waren solche ziemlich tief gediehen, da umwölkte sich der Himmel und ein fürchterliches Gewitter, verbunden mit Regengüssen, nöthigte die Arbeiter ein Obdach zu suchen. Als es wieder heller ward, und man wieder zur Schatzsuchung schritt, wie unangenehm überrascht war man, zu finden, daß jede Spur der Arbeit verschwunden war. Wie man nach einiger Zeit denselben Versuch wiederholte, soll das nämliche geschenen seyn, ja eine dritte späterhin statt gehabte Nachgrabung aus gleichem Grunde eben so wenig erzweckt haben. So erzählte Graf Vinzenz seinen Söhnen.

 

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Begebenheit in einem Wallachischen Dorfe

Zur Zeit des Krieges, den Kaiser Joseph der II.te gegen die otomanische Pforte führte, kam Graf Vinzenz von Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 120 bis 122) Offizier in einem Deutschen Linien Infanterie=Regimente, mit [Seite 13] einem Truppenkommando in ein kleines Wallachisches Dorf zu liegen. Es begann bereits Abend zu werden, als ihm in einer Schenke eine Stube angewiesen wurde, um in dieser Nachtlager zu halten. Da er sich allein in solcher befand, druchstöberte er, Ratzen und derley ungebete[ne] Gäste vermuthend, die Ecken seiner Wohnung. Da fiel sein Blick auch von Ferne unter die Bettstelle - was bermerkte er! - Schnell wußte er sich zu fassen, ordnete, ganz gleichgültig scheinend, noch seine Geräthe, verließ, dann mit derselben Gelassenheit sein Zimmer, versperrte es von Aussen. Schnell war die Wache geholt, sein Gemach wieder geöffnet, und ein riesiger Wallachischer Räuber unter dem Bette hervor gezogen. Dieser gestand, er habe sich unbemerkt in's Haus, dann in die Wohnung zu schleichen gewußt, Willens Nachts mit seinem ungeheuren, im Gürtel verwahrten, Messer, den im Bette schlafenden Offizier zu erdolchen, dann sich seines Geldes und Geschmeides zu bemächtigen. - Am folgenden Tage ward ihm sein Recht[?]. So erzählte Graf Vinzenz öfters seinem Neffen Ferdinand, der dies schrieb.

 

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Erscheinung dem Grafen Vinzenz Rosenberg zu Wien auf dem Kapuzinerplatz

Im Jahre 1820, es war ein kalter Wintermorgen, Wien war gleichsam in Schnee gehüllt, noch graute es kaum, da [Seite 14] pochte man an der Thüre des Grafen Vinzenz von Ursini und Rosenberg (Siehe Seite 120 bis 122). Der Diener seines ältern Bruders, des Grafen Leopold, (Siehe Seite 116 bis 120) war es, der ihm die Trauernachricht brachte: schwächer schlage stets seines Herrn Puls, kaum könne er mehr sprechen, alles deute auf sein baldiges Lebens=Ende. Darauf Graf Vinzenz: "Geh nur heim, gleich folge ich." Schnell angekleidet, eilt er dann, betrübten Sinnes, durch die noch öden Gässen und Plätze Wiens zum Thor des Hauses, in dem der arme Leopold dem Tod entgegenschritt. Noch war die Thür verschlossen; schon wollte er schellen, da bemerkte er, d[a]ß bereits Andächtige in der frommen Väter Kapuziner Kirchlein zum Gottesdienste eilten; Da dachte er: "Besser und förderlicher für den Leidenden wird's seyn, ich sende noch für ihn, bevor ich zu ihm gehe, ein kurz' Gebeth zu Gott." Drauf naht er jenem Kirchlein, will eröffnen dessen Thür - in dem Moment säuselt eine bleiche Gestalt, seinem Bruder ähnlich, doch nur Aether schien sie mehr, zwischen Kirche und ihm vorbey, entschwebend bald seinem Blick'. Darauf bethet er kurz und eilet zum Bruder, fand ihn am Leben nicht mehr. - So erzählte Graf Vinzenz seinem Neffen, der diese Erzählungen gesammelt! -

 

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[Seite 15]

Die Blätter, nach Erzählung der Landleute bezüglich der St: Martins=Kapelle in der Veste Stein, obern Drauthales Kärnthens

In neuerer Zeit, als die Rosenberge bereits in Besitze der alten Veste Stein waren, bewohnte solche, als deren Hüther, ein alter Invalide, sehr Gottesfürchtigen Gemüthes, dessen emsigste Sorgfalt auf Reinhaltung der zwey Burg=Kapellen gerichtet war, von denen die Obere dem Heiligen Martin, die Untere dem Heiligen Valentin gewidmet ist. (In Ersterer ist auf dem Gewölbbogen noch deutlich zu lesen: "des Bau hat gemacht Meister Bartlme Bittler von Mingen 1505) Als er einst vor der St: Martins Kapelle vorbeyschritt, um vom nahen Brunnen Wasser zu holen, erblickte er mit Verwunderung, ihren Boden mit Blätter bedeckt. Wie steigerte sich aber sein Erstaunen, als er im Rückwege keine Spur jener Blätter mehr bemerkte. - Wie einst die frommen Einsiedler, durchlebte jener wackere alte Soldat seine noch erübrigenden Lebenstage auf Stein, wo er auch das Zeitliche segnete. -

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Die Marien Säule bey Keutschach nach einer Volks=Sage

Hier des Werder Sees

Blauer Azur=Spiegel,
Dort die grünen Wogen
des Platschischen=Sees.
In dem Tannenwalde
Eine weisse Säule

[Seite 16]

Schimmert, schön geziert durch
Ein Marien=Bildniß,
Oft besucht von frommen,
Schutz und Hilfe suchend
In des Lebens Nöthen,
Oft von Gott gemildert.
Einst, am Sontag war es,
Tag dem Herrn geweihet,
Kam ein junger Landmann
Sündlichen Gemüthes,
Wie von allen Stunden[?],
Wie von allen Altern[?]
Manche Menschen leben,
Schätzchen sein zu herzen,
Hohes Wunderbild zum
Stell dich ein ersehned,
Als er bey der Säule
Einen Sarg erblicket,
Schrecklich anzuschauen,
Er zur Kirche eilet,
Bethend und bereuend
Seine sünd'ge Handlung.

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Die Erscheinung beym alten Ritterschlosse Lerchenau,

nach der im Jahre [1]836 erstatteten Erzählung eines alten 103 jährigen Fischers

Im Auslaufe des Gebirges Scarbin gegenüber des Schlosses Grafenst[ein] befindet sich ein Wald, grossen theils Nadelgehölzes, welcher, jener Herrschaft angehörig, Rinnwald seit langer Zeit genannt wird. In der Mitte dieses Waldes springt, gleich einem Thurme, ein abgerundeter Fels bedeutend vor. Auf diesem Vorsprunge stand einst die Veste Lerchena[u], von der nun mehr sehr geringe [Seite 17] Uiberbleibsel der Fundamente wahrzunehmen sind, von welcher aber sich, die Rosenberge noch Freyherrn von Lerchenau schreiben. Vor etwa Hundert Jahren besaß ein Bauer, Namens Weiß, einen Bauernhof auf der obern Fläche des Skarbins, gerade ober Lerchenau. Er wirthschaftete schlecht, so daß endlich sein Hab und Gut unter dem eigentlichen Werth wie es bey derley Verhältnißen oft geschieht, veräußert ward. Dieß alles kränkte ihn, wie natürlich sehr. Im Nachsinnen vertieft, über seine betrübenden Verhältnisse, saß er eines Tages auf einem Steine nächst Lerchenau. Da erschien plötzlich eine weisse Frau, und tröstete ihn, sagend: "Weine nicht, folge mir, ich will dir Geld verschaffen; in diesem Schlosse wirst du drey Metzen=Schöffer, mit Geld gefüllt, stehen sehen. Nehme aus jedem eine Hand voll, du sollst dich täglich wieder um dieselbe Stunde hier zu diesem Geschäfte einfinden, aber fürchte dich nicht, denn grosse Hunde werden dich anbellen." - Sie öffnete darauf die Schloßthüre, der Bauer fand wirklich, was sie verhieß, er wollte vom Gelde nehmen, wie sie ihm gestattet hatte, da erschienen fürchterliche Hunde, vergaß er die Warnung der Erscheinung, ließ er das bereits gefaßte Geld fallen, u. entfloh er. Außer dem Schlosse erschien ihm die weisse Frau abermahls und sprach zu ihm: " Oh du Narr, leicht hättest du [Seite 18] mich erlösen können." - Am andern Tage, beyläufig, um dieselbe Stunde, trug es sich zu, d[a]ß in jener Gegend ein Schäfer=Knabe seine Schafe verlor. Nach längerem vergeblichen Suchen gab er sich seinem Kummer und der Furcht hin; zu Hause für seine Nachlässigkeit gezüchtiget zu werden, setzte sich in der Nähe Lerchenaus nieder, und zerfloß gleichsam in Thränen. Da erschien diesem auch die weisse Frau, wie jenem Bauer, u. ertheilte ihm auch dieselbe Weisung. Der Bube war muthig, schon hatte er das Geld gefaßt, und ließ sich von den bellenden Hunden nicht erschrecken. Als aber unerwartet auch eine große schreckliche Schlange erschien, da ward es dem Knaben zu arg, er vergaß alles, und lief davon. Die Kunde der Erscheinung verbreitete sich schnell, vielen machte es nach dem Schatze gelüsten, aber das Abendtheuer wollte niemand bestehen, oder vielleicht haben es manche versucht, eher, als ihnen die weisse Frau erschienen ist. Indessen bekam auch der Erzähler dieser Sagen, zu jener Zeit noch ein Knabe, Lust nach dem Schatze. Er nahm einen grossen Sack, befestigte am Rande des Sackes einen hölzernen Reif, und begab sich am St: Bartlmä=Abend zum alten Schlosse Lerchenau. Bereits flimmerten der Sterne Unzahl, er harrte [Seite 19] und harrte - aber vergebens - Die Nacht verfloß, ohne eine Erscheinung, so erzählte, mit gutmüthigem Lächeln, dieses Geschichtchen das wirklich liebe alte Fischermännchen, welches bald darauf, nähmlich im Jahre 1838, das Zeitliche segente.

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Die gespenstische Begebenheit auf dem alten Kirchhofe nächst dem Schlosse Grafenstein

nach der im Jahre [1]836 erstatteten Erzählung eines 103 jährigen Fischers

Vor ungefähr Hundert Jahren befand sich ein Pfleger an der schon damahls Gräflich Rosenbergischen Herrschaft Grafenstein, welcher zwey sehr schöne Töchter besaß. Als die Jüngere derselben starb, ward sie nach Gebrauch damahliger Zeit, mit ihrem schönsten Schmuck angethan, zur Erde bestattet. - Goldene Ketten und Ringe hatten damahls beym schönen Geschlechte eben so grossen Anwerth, als jetzt, ja man betrachtete sie zu jener Zeit, als fast unentbehrliche Bestandtheile des Putzes eines nur einigermassen wohlhabenden Frauenzimmers. Man liebte in Kärnthen zwar Einfachheit in Sitten, dabey aber doch einen gewissen Prunck, der durch das Tragen kostbaren Geschmeides, sich darthat, welches Geschmeide übrigens, weil es von wirklichem Werthe war, auch in Zeit der Noth als Zehrpfennig gelten konnte. - In dem vom Schlosse Grafenstein [Seite 20] benachbarten gleichnamigen Dorfe befand sich damahls, wie jetzt noch, eine Bauern=Behausung, zum August[in?] genannt, in welcher zu jener Zeit ein Steyermärker als Knecht diente. Dieser hatte die schöne Pflegerstochter zu Grabe tragen gesehen, ihren schönen Schmuck wenigstens preisen gehört, entschloß sich deshalb im Dunkel der Nacht ihr Grab zu eröffnen, und jenes Geschmeide zu entwenden. Gedacht, gethan. - Der Gottesaker umgab damahls die besagte Kirche, von einer Seite war er durch das Schloß, von den übrigen Seiten durch die Friedhofmauer eingeschlossen. Diese Ruhestäte war es, in welche sich gedachter Knecht Nachts einschlich. Rasch öffnete er das Grab, sprengte er den Deckel des Sarges; aber auf welche schrekliche Art ward sein schändliches Vorhaben vereitelt; kaum wollte er nach dem Schmucke haschen, hu - da umklammerte ihn der Leichnahm - erfolglos war seyn Bemühen sich den Armen der Leiche zu entwinden. - Des andern Morgens traf man ihn noch so umklammert. - Geistliche Hilfe war beschieden, so auch die Geistlichke[it] von der Pfarre Radsperg, welche erst am Nachmittag erschien. Solche beschwor dann unter Zulauf des Volks die Tode. Endlich wirkte jene Beschwörung, die Verstorbene hörte auf, den Dieb zu umklammern, der seinerseits, den günstigen Augenblick schnell benützend, so eilig als möglich, ohne etwas entwendet zu haben, sich aus dem Staub [zu] mach[en], [Seite 21] so zwar, d[a]ß er nirgends mehr zu finden war, obschon ihn der Pfleger zum Behufe einer Abstrafung aufsuchen ließ. -

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Eine andere Erscheinung beym alten Schlosse Lerchenau

eine Sage

Einst beschäftigten sich Drey Weiber mit Laubrechen im nahen, sogenannten Rinwalde, womit sie bis zwölf Uhr Mittags dort zubrachten. Als sie um diese Zeit am alten Schlosse Lerchenau vorbeykamen, tritt ihnen eine Gestalt in damahliger Jungfrauentracht, eine Thürschnalle in der Hand haltend, entgegen, und ruft sie zu sich. Sie aber laufen davon, da wirft jene Erscheinung ihnen die Schnalle so heftig nach, daß eines der Weiber am Fusse beschädigt wird. Darauf bleiben diese stehen und vernehmen eine schrekliche Grauen erregende, Stimme, worauf sie ihren Rückweg ohne ferneres Hinderniß zurück legten.

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Auf die alte Ritter=Veste Lerchenau Bezug nehmende Geschichts=Sagen,

wie sie von Landleuten jener Gegend, nach alten Traditionen,

im Jahre [1]837 der Fürstin Kunegunde von Rosenberg erzählt wurden

Im Rinnwalde, nahe bey Grafenstein, lebte vor vielen vielen Jahrhunderten ein Ritter; er bewohnte die Bergveste Lerchenau, wenn man zu damahliger Zeit schon diese Wohnstätte mit einem so ansehnlichen Titel beehrt hat, denn [Seite 22] der Sage nach war ihr Gehöfe nicht viel besser, als eine gut gebaute Bauern Keusche, auch beschränkte sich der ganze Hofstaat des Ritters auf einen Knappen, und einen weiblichen Dienstbothen. Einst, als er einem Zuge nach entfernter Gegend in Wälschland oder in Tyrol beywohnte, benützten vier Räuber seine Abwesenheit; sie kamen zur Behausung im Walde, u. forderten, ohne viele Umstände zu machen, die Uiberlieferung von des Ritters Gold=, Silber=, u. anderem Geschmeide. Der Knappe, ein verschmitzter Bursche, wohl einsehend, d[a]ß man hier nur mit List zu Werk gehen dürfe, öffnete die Pforte, und ließ die Räuber, unter der guthmüthigen Äußerung, herein sie möchten nur nehmen, was sie finden würden, die Versicherung hinzufügend, das Verlangte werde nicht von Belange seyn, da sein Herr schlechte Wirthschaft führe. Indeß wußte er, während des Einlasses der Räuber, geschickt nach dem, einen Büchsenschuß entferntem Kirchlein der heiligen Ursula zu entschlüpfen. Während des kurzen Weges dahin, rief er unaufhörlich diese Heilige um Hilfe an. Dem Meßner jenes Kirchlein's dessen Beystand er zu holen kam, wollte das Ansinnen des Ritters sogenannte Veste aus der Gewalt der Räuber befreyen zu helfen, nicht recht behagen. Da jedoch seine ganze Habe nur in einer Kuh bestand, so konnte er füglich [Seite 23] diesen Schatz verlassen, ohne zu sehr besorgt zu seyn, d[a]ß sich hiermit die Räuber, welche nur nach Gold, Silber und Geschmeide trachteten, belästigen würden. -

Meßner und Knappe machten, nachdem der Erstere eingewilligt hatte, zum Beystand mit zu gehen, wohl kurz überlegt habend, wie sie es am füglichsten anstellen sollten, die Räuber aus der Burg zu schrecken, sie ersannen die List, verschiedene Stimmen nachzuahmen, und einen Lärm zu verursachen, als ob einen Schaar Bewaffneter im Anzuge wären. - Dieses gelang auch ganz nach ihren Wunsche, die Räuber zogen ab, als sie eben im Begriffe waren, ein Gewölb zu durchsuchen, welches ihnen die Haushälterinn geöffnet hatte, wohl wissend, d[a]ß in solchem nichts zu finden sey, und hoffend, d[a]ß die Hilfe des Meßners nicht lange ausbleiben werde. Für diese Nacht war also die, obschon etwas sehr schwache Besatzung, der sogenannten Veste, Meister derselben geblieben, indeß war über kurz oder lang ein zweyter Uiberfall zu befürchten, weßwegen es den Beschützern der Burg rathsam schien, sich noch um einen wehrhaften Mann umzusehen. Man sendete daher nach Radsberg, wo sich ein solcher, seiner Profession nach ein Steinhauer, aufhielt, der wegen seiner Kraft [Seite 24] berühmt war. Er kam u. willigte ein, zum Schutze des Schlosses und der Kirche, bis zur Rückkunft des Ritters, dem Kunde von dem Uiberfalle zugesendet worden war, in der Veste zu verbleiben. Diese Vorsichts=Maßregel ward nicht umsonst angewendet, denn Schweinpach und Korn, zwey damahls berüchtigte, kühne Räuberanführer, welche unter diesen Spitznamen zu jener Zeit große Diebereyen und Graußamkeiten im Lande Kärnthen verübten, pochten in einer Nacht an der Meßnerhütte an und Schweinpach verlangte, ungesäumt durch den Meßner den Eintritt in die Veste Lerchenau zu erhalten, Meister Steinhauer versetzte ihm, statt einer Antwort, mit seiner Rinnstange einen so heftigen Schlag auf die Hirnschale, d[a]ß der Räuber zurücktaumelte, ausrufend: "Ich kann nicht mehr," auch sein Spießgeselle, der wilde Korn, erhielt ein solches Merkzeichen durch die bey zwölf Pfund wiegende, Rinnstange, als er den Steinhauer angreifen wollte. "Gehen wir," sprach somit auch dieser, während beyde Schurken sich gebeugt u. fast kriechend, davon schlichen. Der Ritter welcher dieses Alles noch in entfernten Landen vernommen hatte, klagte gleich nach seiner Zurückkunft bey dem Wunderbilde der heiligen Ursula, d[a]ß diese Heilige sein Haus [Seite 25] nicht vor dem Anfalle der Räuber bewahrt, nun bey seinem Knappen daß er es nicht zu vertheitigen gewußt habe. Als er wieder aus der Veste einen Ritterzug unternehmen wollte, so kündigte ihm der Knappe und die Haushälterinn den Dienst auf, indem sie sagten: "Gestrenger Herr Ritter, wir fürchten uns, in Euerer Abwesenheit das Leben zu verlieren, wir wollen fort," und als der Ritter den Steinhauer zum Schutze für sie anwerben wollte, so erklärte auch dieser, nicht ob Mangel an Muth, sondern seiner Kunden wegen, nicht in der Veste bleiben zu können, denn damahls verschaffte ihm sein Gewerbe des Verdienstes viel bey Mühlen und Burgen. "Oh mein schöner Rinnwald," sagte der Ritter, seufzend, "so muß ich dich dann selbst bewahren, da ich mich auf fremde Hände nicht verlassen kann," und so hauste er zwey Jahre hindurch auf Lerchenau, ohne daß diese Veste einen Angriff erlitt, denn wie es scheint, scheuete sich Alles für des Ritters Gegenwart.

Nach zwey Jahren, war es eine Fehde, oder wurde das stille Leben im Walde ihm unerträglich, oder hatte er eine Vorladung von einem Freunde erhalten, zog er aus, nachdem er die Bewachung seiner Veste im schönen Rinnwalde dem [Seite 26] Meßner übergeben hatte, der jedoch nur durch die Drohung des Ritters, er würde ihm sonst seine Keusche wieder abnehmen, ihn fortjagen, und durch die Betrachtung, einmahl müsse immerzu gestorben seyn, sich bewegen ließ, diese Obsorge auf sich zu nehmen. Dem Ritter ward jedoch nie mehr die Freude seinen lieben Rinnwald zu sehen, denn er starb, ohne wieder heim zu kehren, beym Burgherrn im Schlosse zu Mosburg oder Karlsberg u. vermachte, wahrscheinlich für die treue Sorge, welche man ihm allda erwiesen hatte, seine ganze Habe diesen Freunde, welcher auch dann nicht ermangelte der Veste Lerchenau sammt dem Rinnwalde, in welchem sich solche befand, in Besitz zu nehmen, u. da er jene Veste für eine Vertheidigung nicht geeignet fand, so ließ er, anstatt solcher, eine neue Veste bauen, u. diese mit einer Ringmauer trefflich umgeben, auch besetzte er diese Burg mit den, zu ihrer Vertheidigung erforderlichen, Reisigen. So gut er dadurch für sich und seine Burg sorgte, so wenig verwendete er für die nahe St: Ursula Kirche, daher dieses Gotteshaus seinem Verfall zuschritt, u. als auch dem Meßner dieses Kirchleins der Abschied gegeben worden war, nahm dieser in einer Nacht die Statue der heil. Ursula [Seite 27] auf einen, mit zwey schwarzen Ochsen bespannten, Wagen mit sich, und führte solche auf einen hohen Berg in der Steyermark an der Gränze Kärnthens, wo in der Folge ein Wahlfahrtsort entstand, zu welchem Behufe später an jener Stelle eine grosse schöne Kirche erbauet worden ist. Bey dem Hause, welches gedachter Meßner bey der St: Ursula Kirche bewohnt hatte, soll seit der Zeit nur schwarzes Hornvieh zu finden seyn, alle Kühe sollen dort schwarze Kälber werfen. - Die Bauern des Orts, welches jetzt Grafenstein heißt, auf einem sanften Abhange, am Rande einer Ebene, gegen über von Lerchenau, jedoch getrennt von dieser Veste durch die Gurk u. Auen, zwischen welchen jener Fluß rauschet, sich befindet, waren, obschon sie auch der heiligen Ursula nicht mehr wie früher Ehrfurcht erwiesen, weßwegen, wie die Legende besagt, die Heilige selbst den Wohnort zu verlassen gewünscht hatte, ungehalten, daß der Ritter mit dem Meßner so verfahren war, u. sie besprachen sich darüber mit ihrem Herrn, dem Ritter. Aber dieser gab ihnen zur Antwort: "Nicht mein ist die Schuld, d[a]ß die Statue sich nicht mehr hier befindet." "Wohl," erwiederten die Bauern, "ihr seyd gegen den Meßner so hart verfahren, wer wird nun unser Korn u. unsern Haiden schützen gegen Frost und Gewitter, wie werden wir Euch geben die schuldige Gabe! St: Ursula beschützte gar mächtig unsere Felder." "Oh," [Seite 28] sprach der Ritter sehr trotzig, "ich habe der Schlösser u. Vesten mehrere, ich warte nicht auf Euer Getreide, nehmet die alten Steine von der Kirche St: Ursula u. bauet neben Eure Hütten Euch ein Gotteshaus." Sie nahmen darauf die Steine, u. baueten die Kirche zu Grafenstein, welche derzeit dem heilig. Stephan geweihet ist. Vielleicht waren sie wohl anfangs Willens, diese Kirche wieder der heilig: Ursula weihen zu lassen, weil einige von ihnen, die Statue der heiligen Ursula wieder zurück zubringen, sich nach Steyermark verfügten. Da aber zwey bis drey Bauern die Statue nicht von der Stelle zu heben vermochten, so glaubten sie am beßten zu thun, selbe dort zu belassen, in der Meinung dieses seye Gottes Wille. - Der neue Burgherr von Lerchenau hatte drey Söhne, die durch Reichthum u. Macht ausgezeichnet wurden; sie unternahmen viele Züge nach dem Baierlande, aus welchem sie mit Schätzen beladen heim kamen. Ihre Nachkommen hausten noch lange in Lerchenau. Endlich, nach Jahrhunderten fanden die gefolgten Besitzer der H[err]sch[a]ft dieser Veste die Wohnung auf dem Berge unbequem, auch mochte selbe nach Erfindung des Pulvers für leicht einnehmbar angesehen worden seyn, der Zeitgeist veränderte sich auch, u. so wurde die Veste dergestalt verlassen, daß man jetzt kaum [Seite 29] eine andere Spur von ihr mehr findet, als eine, ein Paar Klafter hohe, Mauer, und wenn man Nachgrabungen pflegen wollte, ein, vor ein Paar Jahren erst verschüttetes, Gewölbe oder Keller. Vor zwey Hundert Jahren war die H[err]sch[a]ft dieser Veste ein Besitzthum der Herrn v= Windischgrätz, da aber diese zum Lutherthum übertraten, so wurden selbe genöthiget Kärnthen zu verlassen u. sahen sich deßhalb bewogen, im Jahre 1628 diese Herrschaft an Johann Andre Herrn v: Rosenberg zu verkaufen. Dieser führte ein Schloß, fast knapp an der Kirche St: Stephan auf, welche besagtermassen die Bauern Grafensteins erbauet hatten, u. nannte dieses Schloß Grafenstein, welchen Namen früher eine Veste auf dem Abhange des Skarbin-Berges, einer Gebirgskette, an welcher der Rinnwald sich befindet, getragen hatte, Gegenwärtig führen der Fürst u. die Grafen v: Rosenberg den Titel Freyherrn von Lerchenau u. Grafenstein.

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Auf die alte, nunmehr fast ganz abgetragene, Ritter Veste Stein in Unterkärnthen an der Drau bezugnehmende Sagen,

wie sie im Jahr [1]839 der Fürstin Kunegunde Rosenberg erzählt wurden, so auch bezüglich des dieser einstigen Burg gegenüber liegenden Skarbin-Berges

Acht Tagreisen entfernte arme Leute sogar sind zugereist um einer Mahlzeit beyzuwohnen, die jährlich im freyen vor dem Schlosse Stein statt hatte. Diese Mahlzeit ward von der Gemeinde der Pfarre Stein bestritten, u. bey solcher fanden sich jedes Mahl von jedem Bauernhaus zwey Personen u. von jeder Keusche Eine Person als Tafelgäste ein. [Seite 30] Es waren 54 Tische, welche Anzahl aber jetzt sehr abgenommen hat. Nach deren Mahle, welches der Pfarrer von Stein stets ordnete, bekam jeder der Gäste ein Brod=Stritzel u. einen Krug Bier, u. ein Hafnermeister jener Gegend mußte die erforderlichen Schüßeln stellen: Das Brod ward von einem hölzernen noch an einen kleinen übrigen Theil des Schlosses befindlichen Gange herab geworfen, wie man erzählte, gemäß einer Stiftung der heiligen Hildegardis u. noch bestehet eine Stiftung zur Haltung eines Jahrestages während einer Statt zu habenden Almosen=Ausspendung in der Hildegardis Kirche, ausgehend vom nachmahligen Grafen Johann Andreas v= Rosenberg mit dem datum v: 6. Febr. 1646. Als ein Pfarrer einst dieses herabwerfen /Siehe Seite 1 bis 3 dieser Erzählungen / abbringen wollte, erkrankten plötzlich seine zwey Ochsen und fielen auch bald darauf, worauf das herabwerfen des Brodes wieder fortgesetzt ward.

Als einst bey einer solchen Gelegenheit die stets vorkommende sogenente Hodler=Suppe gekocht wurde (diese Suppe entsteht indem man ein große Menge Würste so lange kochet bis sie aufspringen u. der Suppe ihren Geschmack mittheilen), sagte zu dem dabey gestandenen Richter sein Weib, die armen Leute hätten ohnedem schon genug zu essen, sie hätten aber soviele Dienstleute, es würde daher nicht schaden, ein Schaff von dieser Suppe mit sich nach Hause zu nehmen. Der Richter meinte aber, dieses wäre nicht recht gethan, ließ jedoch, wie es gewöhnlich geschieht, sein Weib walten, das Schaff ward also auf seinen Wagen gesetzt u. sie schickten sich an heim zu fahren. Als sie aber zu einem [Seite 31] kleinen Bächlein kamen, am Berge auf welchem sich die Uiberbleibsel von Stein befinden, durch welches Wässerlein man fahren muß, so viel das Faß herab, und es ergoß sich die Hodler=Suppe in jenen Bach, welcher seit dieser Zeit an derselben Stelle, Zehn Schritte in der Länge, ein Wasser enthält, welches wie Hodler=Suppe aussehen soll, während doch beyderseits dieser Zehn Schritte der Bach aus dem klaresten Wasser besteht. -

Wie bereits in der Geschichte der Hildegarde=Kirche beym Schloße Stein (Seite 1 bis 3) erwähnt ward, ist zugleich mit der heilig. Hildegardis ihre Magd vom Burgherrn, dem die Sage Paulus nennt, aus dem Burgfenster des Skarbin=Schlosses, Eifersuchtshalber, in die Tiefe geschleudert worden.

Im Jahr [1]832 soll Nachts eine Frauengestalt an das Fensterlein eines armen Schusters im Orte Stein geklopft u. verlangt haben, ihr sogleich ein Paar Schuhe zu verfertigen. Als sich der Schuster dessen weigerte weil solches Nachts unstatthaft sey, erwiederte die Gestalt, d[a]ß sie folglich sich genöthiget sehe, bloß füssig herum zu wandern. Als der Meßner des folgenden Morgens in die Pfarrkirche Stein kam, um zum Gebeth zu läuten, sah er ebenfalls eine Frauengestalt knien, die aber gleich nach seinem Eintritt verschwand, worauf er die Kirche und die unter solcher befindliche Gruft, deren Eingang stets offen ist, [Seite 32] durchsuchte. Er fand aber niemanden, jedoch die Stelle wo das zugedeckte Grab der besagten Magd (sie hieß Agatha) der Sage nach sich befunden hatte, war nun geöffnet u. leer. -

Das Grab des erwähnten Ritters Paulus, Gemahl der heilig. Hildegardis welches sich in der Kirche zu Möchling[?] befindet soll auf Gehieß des Kardinals Fürst Bischofs von Gurk aus dem Haus der Grafen Salm Reifferscheid geöffnet worden seyn, u. man soll in solchem einen Becher u. einen Sporn gefunden haben, auch wird erzählt, die rechte Hand sowohl, als der rechte Fuß des Ritters seyen unversehrt gewesen, endlich ein Büchschen sey beym Leichnahme gelegen, welches man, um es nicht zu zerbrechen, uneröffnet liß. - Wie die Erzählerinn dieser Sagen /eine reiche Bäuerin nächst Grafenstein, mit dem Hausnamen Gottscherinn[?]/ noch Kind war so sind von den Knechten ihrer Mutter einige öfters auf den Skarbin=Berg gestiegen, wo sie aus Muthwillen die Spitzen der Euter einer steinern[nen] Kuh, die sich dort in einer Höhle befand, (Luppa eine böse Magd welche Hildegardis zum Bösen verführen wollte, u. dann bey ihrem Ehegemahl gemeinschaftlich mit dessen Bruder, verleumdete, soll sammt der Kuh, welche eben mölkte, zu Stein verwandelt wor[den] sein; in demselben Moment als ihre Herrin u. d[ie] fromme Magd zum Burgfenster hinausgestürzt wurden,) abschlugen u. solche ihrem Dienstherrn nach Hause brachten. Aber jedes Mahl geriehten diese Szizen wiederholt in Verlust, u. als man wieder zur steinernen Kuh gelangte, waren die Szitzen wie früher in der Euter. In derselben Höhle, in welcher sich jene Kuh befand, traf [Seite 33] man auch auf Trümmer uralten Kochgeschirrs, die ungefähr wie das jetzt übliche Geschirr aussehen, jedoch viel bunter. Gedachte Höhle ist seitdem durch den Sturz eines Felsens so verrammelt worden, d[a]ß man nicht mehr zu jener Steingruppe gelangen kann, wenn man nicht den vor solche gerollten Felsen sprengen würde.

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[ab nun Handschrift von Friedrich Graf Orsini Rosenberg]

 

Der Schatz in Loretto

Es ward im Jahr 1844 nach der Geburth meiner 4.ten Tochter Stefany im Monat September, meine Frau ward noch krank im Bette, als sich zwei Zimmerleute bei mir ansagen ließen und Wichtiges zu sprechen vorgaben, ich ließ sie kommen, beide ziemlich alte aber rüstige Leute vertrauten mir, sie wohnen[?] jeder für sich, jedoch durch mehrere Nächte, jeden dieselbe Erscheinung, eine weiße Frau erschiene ihnen mit einem Bund Schlüßel und weist sie an, sie sollten sich zu dem Obristewachtmeister Graf Rosenberg aber zu dem in Loretto wohnenden begeben und ihn um die Erlaubniß bitten dort gegenüber der Kellerthür[?] befindlichen Loche zu graben, dort würden sie auf Sechs steinerne Stuffen kommen und unter denselben würden sie auf einen Schatz kommen, dann sagten sie, sie hätten mich gar nie gesehen nicht gewußt daß ich Obristwachtmeister sei, sie bitten mich nur Ihnen die Erlaubniß zur Grabung zu ertheilen, um wieder ihre früheren ruhigen Nächte zu haben, ihr Körper sei durch diese Erscheinung außerordentlich stark angegriffen, ich ließ etwas allein [Seite 34] sie unten mit den Leuten besprechen und begab mich hinauf zu meiner Frau wo eben Doctor der Medizin Birnbacher gegenwärtig war, und Allen diesen Vorfall mittheilte, zugleich dem Herrn Doctor bath diese zwei Leute etwas zu beobachten ob es ihnen vielleicht nicht an Verstand fehle, worauf er sich auch sogleich mit mir wieder zu den Leuten begab und sich mit ihnen in ausführliche Gespräche einließ und wie er mir später versicherte fand er sie beide nüchtern und bei vollem guten Verstand, unter anderm erzählte uns auch der Eine über sechs Schuh großen Mann mit einer Adler Nase, sie müßen wissen ich habe 14 Jahre lang bei den Grenadieren gedient, fürchte vor nichts, nachdem ich vom Millitair meinen Abschied erhalten hatte tratt ich vor mehreren Jahren als noch das Schloß Loretto an dem Gastwirth Jochner vermittet war in seine Diensten als Hausknecht, O! da sah ich ihre Mamma oft, eine große stattliche weiße Frau zu Nächte[?] bei der Kegelstatt sitzen, mit einem Bunde Schlüßel, wobei sich ein kleiner goldener befand, und sie sprach geisterhaft zu mir: "Du gehst täglich darüber und kannst den Schatz nicht finden," später sah ich sie nichtmehr, aber eine sonderbare Sache ging auch spätter noch unter mir hier vor. Es kehrte ein reicher Engländer bei uns ein, und wohnte längere Zeit bei uns wegen der schönen Aussicht, und bath sich auch von der Herrschafts Direction die Erlaubniß aus, sich von der Familien [Seite 35] Bibliotek die damals noch in Loretto im untern Zimmer war, gegenwärtig sich aber in Grafenstein befindet, Bücher zum Lesen nehmen zu dürfen, man verdraute ihm dazu den Schlüßel an, einstens fragte er die Wirthsleut wo ist denn hier im Schloße eine Schneckenstiege? man zeigte sie ihm, da er sie noch nicht kannte, nun sagte er unter dieser Schneckenstiege befindet sich ja ein Schatz verborgen, hier in diesem Buch steht es. Der Engländer reiste bald ab, und dieses Buch ward aus der Bibliodek verschwunden. - Nachdem diese zwei Zimmerleut noch viel gesprochen hatten, und die Versicherung gegeben, daß sie nichts von dem Schatze wollen, nur ihre frühere Ruhe wieder haben, so ertheilte ich ihnen die Erlaubniß, sie könnten kommen wann sie wollten, worauf sie sich entfernten. Ich dachte gar nicht mehr an die Erfüllung ihres Vorsatzes, als nach ohngefähr acht Tagen ich Beide mit Krampen und Schaufeln durch den Garten kommen sah, sie machten sich frisch zur Arbeit an dem bestimmten Orte, brachten eine Menge Schutt und Erde aus dem Loche, kamen wirklich Sechs Steinerne Stuffen zum Vorschein, nun gaben sie sich alle erdenkliche Mühe unter diese Stuffen zu gelangen, aber keine Möglichkeit es ward undurchdringbarer Felsen, die Leute waren vor Anstrengung ganz erschöpft und sagten mißmuthig die alte Baber hat uns angeschmiert, bathen mich um die Erlaubniß, bei Nacht ihre Arbeit fortsetzen zu dürfen, vielleicht würde ihnen dabei die Alte erscheinen, das ich aber wegen der Unheimlichkeit nicht gestatten konnte, die beiden Zimmerleut gingen fort und ich sah sie nie wieder. [Seite 36] Spätter hatten wir eine sehr brave Küchenmagd die von diesen Vorfallenheiten gar nichts wußte und dennoch träumte es wäre zu Maria Loretto ein Schatz verborgen, sie sah in großen kupfernen Kesseln aufbewahrt, mit der Deutung er wäre nur alle Sieben Jahre zu heben, so war das 1.ste Jahr 1844, dann 1851, 1858, 1865, etc. etc, etc. so machte ich einstens den Versuch unter der Kegeln[?] zu suchen, fand aber dabei nur im Schutte Ein Menschliches Knochenbein, daß ich noch aufbewahre, es könnte auch sein, daß wirklich durch die früheren Wirthsleut Jochner der Schatz gefunden wurde, denn sie kamen arm hier, wurden plötzlich reich, aber so wie gewonnen so zeronnen, gingen sie wieder sehr arm von Maria Loretto fort.

Dieses die wahre Geschichte des Schatzes von Maria Loretto durch mich erlebt und beschrieben.

Maria Loretto am Werther See den 2.ten July 1864

Friedrich Graf Orsini Rosenberg k. k. wirklicher Kämmerer und Major in der Armee.

Johanna dessen Gemahlin geborne Reichsfreiin Jöchlinger von Jochenstein, Sternkreuz Orden Dame.

Kinder

Töchter: Söhne:

Adelgunde Felix

Johanna Lothar

Hildegard

Steffany

[Seite 37]

Im Jahre 1866 wohnte ich die Sommermonate zu Tamtschach in Oberkährnten in meinem Zimmer mit meinen Sohn Lothar, ich gesund nicht aufgeregt zur Ruhe, mit dem Gesicht gegen die Wand liegend, sah ich erwachend sah ich mein Zimmer erhellt über des erstaunt, wendete ich mich im Bette um und sah bei vollem Bewußtsein vollkommen auch nicht träumend, eine weiße, faltenreiche, ziemlich jugendliche Weibliche Gestalt mit fliegenden dunklen Haren ganz knapp an meinem Bette stehen mit einer brennenden langen Kirchenkerze in der Hand, sie sprach zu mir in wohlklingenden Tone: Nimm das Licht in die Hand! ich sah Sie dabei fest an, und konnte, vor Uiberaschung nicht antworten, worauf Sie mir zum 2.ten mal dasselbe sagte, worauf ich aber sogleich mit Wiederwillen antwortete: ich will nicht! ich will nicht! ich will nicht! und mich schnell wieder mit dem Gesichte gegen die Wand wendete, da ich vollkommen dabei wach war, fürchtete ich das Licht in die Hand zu nehmen, dadurch gewiß mein Todt bestimmt sei - Diese Erscheinung glich niemand Bekannten. Meine arme Schwester Theres starb folgendes Jahr. Sollte das vielleicht die Ahnfrau unserer Familie gewesen sein? die bei besonderen Familien Ereignißen erscheinen soll? - -

Den 24.ten Jaenner 1868

Friedrich Graf Orsini Rosenberg

k. k. Kämmerer und Major in der Armee.

[Handschrift von Ferdinand Orsini Rosenberg]

(zur ganzen Geschichte gehörig) 19. Beylage

Führt zum siebenten Blatt